Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer 126 b
Abmessungen
42,1 x 34,1 cm
Inventarnummer
126 b
Der Verlag Gustav Kühn in Neuruppin zählte zu den bedeutendsten deutschen Produzenten von Bilderbogen im 19. und 20. Jahrhundert. Gegründet 1775 von Johann Bernhard Kühn als Buchbinderei und Buchhandlung, wurde 1791 eine Druckerei angeschlossen und um 1810 auch mit dem Druck von Bilderbogen begonnen. 1815 übernahm Gustav Kühn (1794-1868) das Geschäft von seinem Vater. 1825 führte er die Lithographie als neues Druckverfahren ein, und erreichte schon zu Beginn der 1830er Jahre eine jährliche Produktion von über einer Million Blättern. Im Gegensatz zu Druckereien wie Winckelmann in Berlin konzentrierte sich Kühn auf eher preiswerte Artikel, die allerdings für den ganzen europäischen und sogar den Weltmarkt konzipiert waren. Viele Motive waren Plagiate nach Blättern anderer Verlage. Sie sind oftmals spiegelverkehrt wiedergegeben. Das Kolorieren erfolgte gewöhnlich mit Schablonen in Heimarbeit durch Frauen und Kinder oder sogar durch Gefängnisinsassen. Die Produktion von Blättern für Papiertheater erfolgte ab 1832. In den 1880er Jahren wurden die meisten Motive vollkommen überarbeitet. Die Auflagen gingen aber durch die Konkurrenz von Verlagen wie J. F. Schreiber in Esslingen und Jos. Scholz in Mainz zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark zurück. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs endete die Geschichte der Bilderbogenproduktion in Neuruppin.
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Druck und Verlag von Gustav Kühn, Neuruppin.
Walter Röhler: Tabellen zur Geschichte des Theaterbilderbogens. 1. Teil: Die Produktion der deutschen Firmen, Hanau 1994 (= Weiße Reihe des Papiertheaters, 3), S. 26

Sammlung Otto Link, Leipzig.

Otto Link (1888-1959) stammte aus Bromberg in Westpreußen, einer deutschen Stadt, umgeben von polnisch bevölkerten Dörfern. Er war Katholik und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Als Lehrer in Dorfschulen setzte er sich mit den kulturellen Gegensätzen auseinander. Er konnte polnisch und verstand auch andere slawische Sprachen ein wenig. Als seine Heimat 1919 zu Polen kam, wurde er an eine Leipziger Schule versetzt. Hier entdeckte er das Puppenspiel für sich, zunächst als Laienspieler im schulischen und außerschulischen Rahmen, dann als Redakteur der Zeitschrift „Das Puppentheater“, schließlich als Sammler und Forscher. Als international vernetzter Demokrat und SPD-Mitglied wurde er 1933 gemaßregelt, behielt aber weiterhin Distanz zum NS-Regime. Nicht einmal dem NS-Lehrerbund trat er bei, was sehr ungewöhnlich war und seiner schulischen Kariere schadete. Er gab das Spielen auf und konzentrierte sich auf das Sammeln. Am 1. April 1935 begann er mit dem ersten Inventarbuch. Ohne zu werten, trug er Materialien mit nationalistischem, nazistischem, kommunistischem und demokratischem Hintergrund zusammen. 1945 wurde Otto Link als einer der wenigen unbelasteten Lehrer Schulleiter und verlor diesen Posten wieder, als er sich weigerte SED-Mitglied zu werden. 1952 übereignete er seine private Sammlung dem Land Sachsen und wurde bis zu seinem Tode erster Leiter der „Staatlichen Puppenspielsammlung Dresden“ (später Puppentheatersammlung). Nach 1945 führte Otto Link keinerlei „Bereinigungen“ seiner Sammlung aus politischen Gründen durch, da er der Überzeugung war, dass das Material der Wissenschaft unverfälscht zur Verfügung stehen muss. Kleinere Vernichtungsaktionen, Überklebungen und Ausradierungen gab es erst unter seinen Nachfolgern, die niemals eine Demokratie erlebt hatten. In Otto Links Tradition wird die Sammlung heute fortgeführt.

Creditline
Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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