Rietschel arbeitete mit verschiedenen Architekten zusammen, unter ihnen Gottfried Semper, der 1835 der Denkmalkommission unter dem Vorsitz des Prinzen Johann einen Entwurf zur Erweiterung des Zwingers vorgelegt hatte, in dem der Neubau eines Theaters einen wesentlichen Bestandteil darstellte. Rietschel beschäftigte sich ab Februar 1838 im Wettstreit mit seinem Bildhauer-Kollegen Ernst Julius Hähnel, den Semper eigens nach Dresden geholt hatte, mit Entwürfen für die Dekoration der beiden an dem neuen Hoftheater vorgesehenen Giebelfelder und schrieb an seinen Lehrer Christian Daniel Rauch im April: „Die Zeichnungen zu den Giebelfeldern sind fertig […], ich habe mich fast zerdacht und zersonnen.“ Die Vorschläge für das Bildprogramm wurden angenommen, für das nördliche Giebelfeld entwarf er die figurenreiche Darstellung der „Tragödie“, für das südliche „Die Musik“ – beide Disziplinen kamen in dem Theater zur Aufführung.
Nach der Zerstörung des Theaters durch einen Brand 1869 sind die Gipsmodelle der „Musik“ heute die einzigen Zeugnisse von Rietschels meisterhafter Lösung der bauplastischen Aufgabe – Teile der Sandsteinausführung des nördlichen Giebels haben sich erhalten und befinden sich heute in Bautzen. Die Einzelfiguren und Gruppen fügen sich mit ihren variantenreichen Haltungen und Gesten in die Dreiecksform des Giebelfeldes ein und erzählen dabei eine tiefsinnige Geschichte über die Wirkung der Musik auf den Menschen; in der Mitte erhebt sich der Genius der Musik. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

Mit den Beständen des Rietschel-Museums 1889 in die Skulpturensammlung gekommen