Barmherzige Schwester
Müller, Richard (1874-1954) - Maler
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
128 x 91 cm
Museum
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2337
1898 reiste der junge Künstler- in Dresden ausgebildet bei Leon Pohle, von Max Klinger und Ernst Moritz Geyger wesentlich geprägt-nach Italien. In Florenz brachte das vermeintliche Zusammentreffen mit einer Krankenschwester die Idee zu diesem Bild: Die eigentümliche, malerisch reizvolle Tracht veranlasste Müller nach eigener Aussage, der Ordensfrau das blaue Kleid und die weiße Flügelhaube abzukaufen. »Daheim angelangt packte ich die Schwesterntracht aus, suchte mir ein geeignetes Modell und zeichnete den Carton zum Bilde: >Barmherzige Schwestern< Ich konnte den Beginn des Malens [...] kaum erwarten.« Durchaus denkbar, dass Müller mit dieser autobiografischen Episode »die Legende des begnadeten Künstlers kreieren« wollte, »der scheinbar aus dem Nichts ein so überragendes Bild schaffen kann« (Corinna Wodarz, 2002); mehrere Zeitgenossen verglichen jedenfalls das gelungene Endergebnis sogleich mit der Porträtkunst von Hans Holbein d.J. –die altmeisterliche Tradition spiegelt sich sowohl in der Komposition als auch in der souveränen Farbbehandlung. An Holbein erinnern insbesondere der einfarbige Hintergrund in Gestalt des dunklen Vorhangs, Kolorit und Lichtregie sowie eine fast fotografisch genaue Wiedergabe der Details. Womöglich wollte sich Müller anhand des Ideal-Bildnisses auch mit Lenbach als führendem Porträtisten jener Zeit messen, oder mit Werken konservativer Dresdener Maler wie Jean Libert Oury und dessen motivisch vergleich barer, düsterer »Nonne« von 1880 in der Gemäldegalerie (Kriegsverlust) -1899 erhielt er für dieses Frühwerk auf der Deutschen Kunstausstellung Dresden jedenfalls eine Goldene Medaille. Der umgehende Ankauf durch die Gemäldegalerie sowie die ebenso erfolgreiche Präsentation des Bildes auf der Pariser Weltausstellung 1900 begründeten das rasch erworbene Ansehen des 26-jährigen Malers. Das Werk lag ihm noch Jahrzehnte später am Herzen, als er in einem Brief an die Galeriedirektion vom 20. September 1936 über Rissbildungen klagte, »die den Gesamteindruck stören«, um deren Ausbesserung bat und diese Bitte am 1.Juni 1950 nochmals wiederholte. Als Beispiele einer »Proto-Neuen Sachlichkeit« wurden Arbeiten von Richard Müller, darunter die »Barmherzige Schwester«, von Fritz Schmalenbach 1973 genannt. In »ihrer übertriebenen zeichnerischen Gegenstandspräzision« hätten sie »eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Bildern der zwanzig Jahre jüngeren Strömung« - zumal Müller jahrzehntelang in Dresden als Akademieprofessor Einfluss übte. Indirekt bestätigt diese Wirkkraft auch eine Tagebuchnotiz des Malers Curt Querner über die Dresdener Galerie in ihrem Interimsquartier Schloss Pillnitz, am 12.5.1960: »Richard Müller empörend schlecht gehängt, dieses ausgezeichnete Stück Nonne.«
(Andreas Dehmer: 2010)
(Andreas Dehmer: 2010)
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Bezeichnet links oben: RICH. MÜLLER 1898-99
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