Auf Einladung einer Malschülerin und mit ihm befreundeter russischer Musiker unternahm Robert Sterl zwischen 1908 und 1914 vier Reisen nach Russland. Während seiner Schiffsfahrten auf der Wolga sammelte er in zahlreichen Studien von Lastträgern und Schiffsziehern intensive Eindrücke vom Arbeitsleben in den Häfen der Wolgastädte. Die fremde Farbigkeit der volkstümlichen Bekleidung der russischen Bevölkerung bot Sterl in seinen vor Ort entstandenen Studien die Möglichkeit zur expressiven Steigerung der Farbe.
In dem großformatigen Atelierbild der Wolga-Treidler fand der Maler bei großzügig lockerem Farbauftrag eine ganz eigene, von abgestuften Rottönen beherrschte, reduzierte Palette zur Darstellung der mit bunten Kitteln bekleideten Treidler, die noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eingespannt in Seile, mittels ihrer Körperkraft Schiffe flussaufwärts zogen. Der Block der dicht zusammengedrängten, zu einer gemeinsamen Bewegung, ja einer einzigen Energiequelle zusammengeschmolzenen Menschenmasse ist zum Zeichen für die Arbeitskraft des Menschen geronnen, wie sie Robert Sterl zu Jahrhundertbeginn erlebte. Keine Milieuschilderung, etwa der umgebenden Wolgalandschaft, ist hier eingeflossen. Sterl schuf ein modernes, fast raum- und zeitloses Bild, das innerhalb seines Schaffens radikal zu nennen ist. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

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