Hans Posse, hier gezeigt als feinsinniger Gelehrter, wurde 1910 Direktor der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden. Auf dessen Forschungsschwerpunkt – die Geschichte der italienischen Malerei – verweist das auf Goldgrund ausgeführte Madonnenbild im Hintergrund. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um eine frühitalienische Mariendarstellung des Maestro del Bambino Vispo, entstanden um 1404/07 (vgl. Elisabeth Hipp, 2008). Posse hatte für die moderne Abteilung der traditionsreichen Dresdner Galerie neben Gemälden der Romantik und des Impressionismus ebenso Werke der Expressionisten erworben. Ab 1937 war er als Sonderbeauftragter Adolf Hitlers für die Einrichtung des sogenannten Führermuseums in Linz tätig. Heute ist nachgewiesen, wie eng er mit Hitler zusammenarbeitete und wie bewusst er am Raub von Kunst aus jüdischem Eigentum beteiligt war (vgl. Birgit Schwarz, 2015). Ein Portätfoto, das 1942 Verwendung fand zur Veröffentlichung der Nachrufe auf Posse, diente als Vorlage für dieses Gemälde.
Das Œuvre des Proträtisten Georg Oehme, der schon sehr jung durch sein Talent aufgefallen war, ist kaum dokumentiert. Anhand von zehn Gemälden in der Galerie lässt sich die impressionistisch freie Malweise des Frühwerkes bis hin zu einer naturalistisch geprägten der 1940er-Jahre verfolgen. (Autorin: Birgit Dalbajewa, 2021)