Der Maler und Kunstschriftsteller Ernst Zacharias Platner (1773 Leipzig – 1855 Rom) ging im Jahre 1800 nach Rom, wo er zum Katholizismus konvertierte und seit 1823 zunächst königlich-sächsischer Agent und dann Geschäftsträger des Königs von Sachsen war. Zu seinen Aufgaben gehörte die Aufsicht über die studienhalber in Rom weilenden sächsischen Künstler. Platners Bildnis von der Hand Overbecks entstand in den ersten Jahren nach der Ansiedlung der „Lukasbruderschaft“ in Rom 1810 und führt uns somit in den römischdeutschen Freundeskreis der frühen Nazarenerzeit. Die Porträtwiedergabe ist ganz auf das Wesentliche der Erscheinung reduziert. Mit klarem, linearem Kontur hebt sich das plastisch geglättete Antlitz vor dem neutral dunklen Grund ab. In der knappen Formulierung des Kopfbildnisses mit dem markanten Profil und dem sinnend in die Ferne gerichteten Blick soll zugleich das Wesen des Dargestellten möglichst wahrhaftig zur Anschauung gebracht werden. Solch lapidare Konzentration unter Verzicht auf schmückendes oder charakterisierendes Beiwerk sowie der geradezu andächtige Ernst, der in dem Porträtkopf zum Ausdruck kommt, können als Wesenszüge nazarenischer Bildniskunst gelten. (Autor: Gerd Spitzer, 2018)

1920 Leihgabe, 1937 Vermächtnis von Johann Friedrich Lahmann, Dresden