Mit großer Gestik und bewegten Figurengruppen gestaltet Carl Gottlieb Peschel die in elegischem Schwung ausgebreitete Dynamik beim Aufbruch des biblischen Erzvaters Jakob, der vor seinem Onkel Laban flieht. Die religiöse Dimension des Geschehens wird betont durch einen Zug musizierender Engel, die Jakob entgegenkommen. Flankiert wird er von seinen beiden Frauen, der älteren Lea in Begleitung ihrer vier Söhne rechts und ihrer Schwester links, der jüngeren Rahel mit ihrem Sohn Joseph auf dem Arm. Der klar umrissene Zeichenstil, die ausgewogene Komposition und die leuchtende Farbigkeit sind typisch für die Kunst der Nazarener. Peschel hatte Friedrich Overbeck und Julius Schnorr von Carolsfeld, führende Vertreter dieser Kunst, 1825/26 bei einem Romaufenthalt kennengelernt. In Peschels Werk entwickelte sich der Stil der Nazarener zur großen Form biblischer Historien, wie sie die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts prägte. Für das eher selten gemalte Thema konnte Peschel in Rom ein Fresko Raffaels aus den Loggien des Vatikan als Vorbild finden, und auch Julius Schnorr von Carolsfeld arbeitete seit den 1820er Jahren an einer Version des Motivs, die später in seine „Bibel in Bildern“ aufgenommen werden sollte. Peschels Bild wurde 1845 auf der Akademieausstellung in Dresden gezeigt und als erstes Werk von der gerade erst neu eingerichteten Lindenau-Stiftung für die Gemäldegalerie angekauft. Der sächsische Staatsminister und Kunstsammler Bernhard August von Lindenau (1779–1854) hatte die von ihm bereitgestellten Mittel ausdrücklich für den Ankauf von Werken noch lebender Künstler vorgesehen. Peschels biblische Darstellung ist das erste für die Gemäldegalerie angekaufte Werk der damaligen Gegenwartskunst. (Autor: Holger Birkholz, 2018)

1845 erworben aus Mitteln der Lindenau-Stiftung