Den Auftrag für das zu einem Ehepaar-Doppelbildnis gehörende Porträt erhielt Renoir nach seinem Militärdienst im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Wie seine Malerfreunde Claude Monet und Camille Pissarro thematisierte er weder den Krieg noch die revolutionären Ereignisse der Pariser Kommune. Infolge von Krankheit hatte er an den Kämpfen nicht teilgenommen und wurde schon im März 1871 entlassen. Bis zu seiner Rückkehr nach Paris im folgenden April dürften die beiden Bildnisse entstanden sein. Nach über 50 Jahren in Familienbesitz wurden sie einzeln verkauft; das des Offiziers gelangte 1927 aus der New Yorker Sammlung Stransky als einziges Werk Renoirs in die Dresdner Gemäldegalerie, das seiner Ehefrau befindet sich heute im Metropolitan Museum New York. Viele Jahre nahm man an, dass es sich bei den Dargestellten um das Ehepaar Darras handeln würde. Neuere Erkenntnisse identifizierten sie jedoch als Ehepaar Bernier. Renoir stellte Capitaine Édouard Bernier in eleganter, leicht nach links gedrehter Sitzhaltung bei gegenläufiger Wendung des Kopfes dar. Die Noblesse seines gepflegten Äußeren mit ebenmäßigen Gesichtszügen, warmen braunen Augen und feingliedrigen Händen lassen militärische Strenge vermissen und deuten auf einen sensiblen Charakter. Der bewegte indifferente graue Bildraum symbolisiert, der Tradition konventioneller Militärbildnisse folgend, freie Natur. Durch die Wechselwirkung von warmen und kalten sowie hellen und dunklen Tönen erzielte Renoir die gewünschte Bildintensität, die an Meister wie Delacroix und Velázquez erinnert. (Autor: Heike Biedermann, 2018)

1926 erworben aus der Internationalen Kunstausstellung Dresden 1926 mit Unterstützung des Dresdner Museumsvereins