Die Landschaft mit der Morgenstimmung im Apenninengebirge bei Palestrina malte Richter 1829 in Meißen mehrere Jahre nach der Rückkehr von seinem Italienaufenthalt. Unter den Werken des Künstlers in der Dresdner Gemäldegalerie nimmt sie einen ganz besonderen Rang ein. Wohl gehört sie nicht zu den populären Hauptwerken des Meisters, doch ist sie wie kein anderes seiner Landschaftsgemälde von einem meditativen Ernst getragen, der in Richters Oeuvre und für die Art seiner Naturbetrachtung sonst ungewöhnlich ist. Auch dieses Bild ist eine gemalte Reiseerinnerung, und es gehörte eben zu den erstaunlichsten Fähigkeiten des Künstlers, dass er bewegende Landschaftserlebnisse wie jenes anhand von kleinen Skizzen und mit Hilfe der im Gedächtnis bewahrten Bildeindrücke und Stimmungen noch Jahre später zu reproduzieren und ihnen auf derart überzeugende Weise malerische Gestalt zu geben vermochte. Die ausgebreitete Szenerie mit den Nebelbänken vor majestätischen Gebirgszügen und den Fernblick über das weit atmende Land am Morgen hatte Richter 1824 auf dem Weg von Tivoli – nach einer lange durchwanderten Nacht – als großartiges Bild in sich aufgenommen und davon später auch in seinen Lebenserinnerungen berichtet: „Endlich graute der Tag hinter den dunklen Gebirgen hervor, und am Morgen erreichten wir Palestrina ...“. (Autor: Gerd Spitzer, 2018)

1923 erworben mit Unterstützung von Dr. Schornstein, Kunsthandlung Köhler, Dresden