Das Münchner Multitalent – „Am Tage nämlich tu ich mal’n, / Und abends tu ich dichten“ – gilt als herausragender Vertreter der bürgerlichen Genrekunst der Biedermeierzeit. Doch war Spitzweg auch ein bedeutender Landschaftsmaler. Entscheidende Impulse erhielt er dazu durch eine 1851 mit Eduard Schleich unternommene Reise nach Paris, bei der vor allem Delacroix, Corot, Courbet und die Schule von Barbizon, die zudem 1869 im Münchner Glaspalast einen großen Auftritt hatte, ins Blickfeld gerieten.
Mit über 40 Arbeiten war Spitzweg postum 1906 auf der Deutschen Jahrhundertausstellung in Berlin vertreten, unter anderem mit dem damals „Landschaft mit Angler“ benannten Gemälde. Rein quantitativ stand er somit in der öffentlichen Wahrnehmung in etwa gleichberechtigt neben Künstlern wie Blechen, Böcklin, Feuerbach, Friedrich, Leibl, Marées, Menzel, Thoma, Trübner und Waldmüller. Allerdings handelte es sich bei dem Spitzweg-Konvolut fast nur um Kleinstformate, so auch bei der idyllischen Fischfangszene im Wald.
In einer hoch aufsteigenden Landschaftskulisse zieht ein Mönch oder Einsiedler mit seiner Angel einen zappelnden Fisch aus dem Bach, offenbar aufmerksam beobachtet und kommentiert von zwei zu Boden sitzenden Mädchen. Die Szene wirkt wie ein Schauspiel auf einer Freilichtbühne. Mensch und Natur sind einträchtig ineinander verwoben, der Ort des Geschehens ist wirkungsvoll beleuchtet durch ein ausgewogenes Zusammenspiel von Hell und Dunkel. Trotz des für viele Spätwerke Spitzwegs charakteristischen flirrenden Farbauftrags, der eine genaue Naturkenntnis voraussetzt, entstand das Bild im Atelier. (Autor: Andreas Dehmer, 2018)

1937 Vermächtnis Johann Friedrich Lahmann, Dresden