Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer Gal.-Nr. 2435 C
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
106 x 101 cm
Museum
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2435 C
Die 1890er Jahre waren bahnbrechend für Franz Stuck, seine Karriere vom Müllersohn zum geadelten Malerfürsten verlief beispiellos, sein künstlerisches Werk hielt viele Zeitgenossen in Atem. Auch in Dresden blieb Stuck nicht unbemerkt. Seit 1893 in der Hofkunsthandlung Ernst Arnold präsent, errang er auf der Internationalen Kunstausstellung 1897 eine Goldene Medaille für das Gemälde »Das böse Gewissen« und feierte auf der Deutschen Kunstausstellung 1899 einen großen Auftritt. Bereits ein Jahr vorher erwarb Georg Treu für die Skulpturensammlung einen Bronzeguss der athletischen »Amazone«. Die antikisierende Statuette war eine der populärsten Salonplastiken Der Jahrhundertwende, ein später Guss (nach 1905) gelangte auch in den Besitz von Karl August Lingner- einen der bedeutendsten Stuck- Sammler, der im Jahr seines Todes 1916 neun Gemälde und mehrere plastische Arbeiten des Künstlers besaß. Zum Auftakt hatte der Dresdener Großindustrielle 1903 zwei hochkarätige Gemälde des Niederbayern erworben, die er nach seinem Tod 1916 der Gemäldegalerie hinterließ: »Das verlorene Paradies« und »Centaur und Nymphe« -ein Sinnbild sexueller Leidenschaft, an der mythologischen Bildwelt Arnold Böcklins orientiert (wie dessen »Waldrand mit Centaur und Nymphe« von 1855 in der Berliner Nationalgalerie, bis 1903 in Münchener Privatbesitz, oder auch »Pan und Syrinx« von 1854, seit 1897 im Besitz der Dresdener Galerie), jedoch in einer ungleich effektvolleren Malweise und einer drastischeren, handgreiflicheren Gestik ausgeführt. »Stucks Centauren sind [...] wilder, brutaler« - so wie dieser, »der sich ein weißes nacktes Weibchen gefangen hat, es festhält und im sicheren Bewußtsein seiner männlichen Kraft es geil anlacht« (Jaro Springer, 1895). Durch die Monumentalität der Hauptfiguren, in extremer Nahsicht zusätzlich gesteigert, sowie durch die gezielt eingesetzten Gegensätze in Form und Farbe verdichtete Stuck das unstete Wechselspiel von Lust, Verführung und Hingabe, von Flucht und Begierde zu einem überzeitlichen Gleichnis des vermeintlich ewig währenden Kampfes zwischen Mann und Frau. »Scherzender Kentaur« war demnach etwas verharmlosend das Gemälde auch benannt, von dem mehrere Versionen-ohne Figuren- Staffage im Hintergrund (vgl. Heinrich Voss, 1972) - und eine wohl um 1890 entstandene Entwurfskizze in Privatbesitz existieren. Eine im Hochformat ausgeführte Fassung ist für das Jahr 1893 nachweisbar. In durchaus origineller Adaption gerade solcher Stuck'schen Motive betrieb der Werbestratege Lingner um 1900 auch umfassende Bildreklame für sein Markenprodukt »Odol«. Der Maler selbst entwarf 1911 ein prägnantes Plakat für die von Lingner initiierte erste Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden.
(Andreas Dehmer: 2010)
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Bezeichnet links unten: FRANZ STUCK

1916 erworben als Vermächtnis von Karl August Lingner, Dresden; am 23. März 1945 auf der Liste der aus dem Galeriedepot in Döbra, Kr. Kamenz, nach Barnitz bei Krögis, Kr. Meißen, auszulagernden Gemälde vermerkt; vermutlich seit der Auslagerung verschollen, da es in einem weiteren Verzeichnis der sich schließlich in Barnitz befindenden Werke vom Juli 1945 nicht mehr aufgeführt wurde; in den 1950er Jahren zusammen mit fünf weiteren Gemälden ohne Wissen um deren Bedeutung von einer Privatperson von einem Ankäufer erworben; im Oktober 1974 im Zuge des geplanten Verkaufs ergeht der Auftrag zur Reinigung eines Gemäldes (Kat.-Nr. 42 "Berglandschaft mit einem Kastell") an einen Dresdener Kunsthändler, dieser identifiziert das Bild als Eigentum der Dresdener Galerie; daraufhin werden alle sechs Gemälde vom Restaurator der Gemäldegalerie begutachtet und als Verlustbilder identifiziert - Rückgabe am 16. Oktober 1974.
s. Kat. „Zurück in Dresden. Ehemals vermisste Kunstwerke Dresdener Museen“. Dresden/Eurasburg 1998; S. 216:

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