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Der Hüter des Tales

Thoma, Hans (1839-1924) - Maler
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
99 x 75 cm
Museum
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2486
Die martialische Geste war eine bezeichnende künstlerische Ausdrucksform im Deutschen Reich um 1900, der kämpferische Erzengel Michael ein populärer Schutzpatron der Nation. Gerade nach der Reichsgründung 1871 wurden vaterländische Geschichte und Identität, Interessen und Tugenden nicht selten durch düstere Waffen- und Rüstungsträger »gotischer« Prägung zu m Ausdruck gebracht. Der ikonografische Rekurs auf das Mittelalter verdeutlich! dabei das bereits vor Jahrhunderten in Stein gehauene Bedürfnis nach wehrhaftem und streitbarem »Schutz und Trutz«. In diesem Zusammenhang stehen Ritterdarstellungen aus jener Zeit generell unter dem Verdacht, national-konservative, wilhelminisch-gepanzerte Gesinnung zum Ausdruck zu bringen. Doch war hierbei das laute Säbelgerassel des deutschen Kaisers zwar sicherlich ein eminenter, aber nicht der einzige Einfluss auf die Bildende Kunst in Deutschland. Mindestens ebenso starke Auswirkungen zeitigte eine allgemein verbreitete Mittelaltersehnsucht und Ritterromantik, die sich bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert herausbildete. Als bekanntes und prägnantes Beispiel hierfür gilt Hans Thoma. Sein Schaffen wurde schnell und umfassend für deutschnationale Propaganda vereinnahmt, doch zeigt ein Großteil seiner unzähligen Ritterfiguren eher still in sich gekehrte, romantisch- heroische Züge als laute pathetische Drohgebärden. Auf dem Gemälde »Der Hüter des Tales« von 1893, noch im selben Jahr von der Dresdener Galerie erworben, erscheint eine monumentale Ritterfigur vor nächtlicher Schwarzwaldkulisse, unbewaffnet, in der linken Hand den abgenommenen Helm, in der rechten eine dunkle Fahne. Wie ein Schauspieler vor einer Bildbühne wirkt der einsame, ins Tal blickende Wächter, der Dämmerung enthoben durch die Reflexlichter auf der glänzenden Rüstung. Eine frühere Fassung von 1889 befand sich noch 1930 in Dresdener Privatbesitz, gelangte 1937 in Adolf Hitlers Gemäldesammlung und wurde im Nationalsozialismus weitläufig zu einem völkischen Leitbild interpretiert (vgl. Birgit Schwarz, 2009). Heiden in Harnischen widmete sich Thoma in verstärktem Maße seit den frühen 1880er Jahren; Anregungen dafür erhielt er insbesondere durch die Bühnenwerke von Richard Wagner, vor allem über die Gralslegende und das Nibelungenlied. Dabei kombinierte der Maler die mittelalterliche Sagenwelt häufig mit der idyllischen Kulisse süddeutscher Berg- und Waldlandschaften, so auch in dem Bild »Ritt zur Gralsburg« von 1897 im Bestand der Dresdener Galerie (Gal.-Nr. 2836). Auch dort bleibt der Held, sei es Parzival oder Lohengrin, abgeschieden von der Welt. Rückblickend stellte Hans Thoma fest: »Ich ließ mich gern in diese Welt des Mythos, des Märchens, hineinziehen« (zit. nach Christa von Helmolt, 1989).
(Andreas Dehmer:2010)
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Bezeichnet links unten: HTh
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