Seit 1993 inszeniert Vanessa Beecroft in mehrstündigen Performances in Kunsträumen auf der ganzen Welt Tableaux Vivants, lebende Bilder, die von jungen, weiblich gelesenen, in der Regel leicht bekleideten oder nackten Körpern bevölkert sind. In der ersten dieser Aktionen, "VB 01", ließ die Künstlerin die Modelle ihre eigene Kleidung tragen und erschuf so ein konzeptuelles Selbstporträt, in dem sie ihre eigene Befangenheit mit dem normierten, kontrollierten und idealisierten weiblichen Körper verhandelte. Auf die enge Verknüpfung der Performances mit der Person Beecroft verweist auch der fortlaufende Titel der Werke, der die Initialen der Künstlerin mit einer fortlaufenden Nummer verbindet. Die Kleidung und das Styling der im wahrsten Sinne ausgestellten Modelle variiert zwar je nach Performance, die Gruppen eint jedoch eine fast unheimliche Uniformität, die sie zu Stellvertreterinnen und Projektionsflächen macht. Stundenlang zeigen sie so gut wie keinerlei Regung, vermeiden jegliche Interaktion mit ihrer Umgebung und folgen darin einem strengen Regelwerk der Künstlerin, das die kühle, distanzierte Atmosphäre verstärkt und zugleich die Rolle der Besucher*innen als Beobachter*innen und Voyeur*innen festschreibt.