Robert Diez trug durch sein ungemein produktives und langjähriges Schaffen entscheidend zum Erscheinungsbild Dresdens um 1900 bei. Seine Werke prägen an manchen Orten auch heute noch das Aussehen der Stadt. So entwarf er die beiden Brunnen „Stille Wasser“ und „Stürmische Wogen“ auf dem Albertplatz, an denen eine Vielzahl von Meereswesen wie Nixen, Tritonen oder Wasserungeheuer zu finden sind. Auch entwarf er Teile des bauplastischen Schmucks an der Fassade des Albertinum oder den „Gänsediebbrunnen“ in der Dresdner Altstadt. Diez hatte 1891 die Nachfolge Ernst Julius Hähnels angetreten und die Meisterklasse für Bildhauerei an der Kunstakademie übernommen. Sein bekanntester Schüler war Ernst Barlach, der von 1892 bis 1895 bei ihm studierte.
Das „Waldgeheimnis“ entstand etwa zur gleichen Zeit, als Diez mit der Ausführung der beiden kolossalen Brunnen beschäftigt war. Angeregt von zeitgenössischen Ideen, an die Traditionen der Antike und des Mittelalters anzuknüpfen und zur Farbigkeit in der Plastik zurückzukehren, setzte er im „Waldgeheimnis“ diese Vorstellungen in besonders fantasie- und prachtvoller Weise um. Die aus Lindenholz geschnitzten Figuren sind auf einem Silber- und Goldgrund bemalt, die Augen der Nixe aus Bergkristall eingesetzt.
Als Ausgangspunkt der Darstellung diente dem Künstler die Episode „Die geschwätzige Waldquelle“ aus dem Relief am Postament von Johannes Schillings Denkmal für König Johann auf dem Dresdner Theaterplatz. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

1894 Geschenk von Carl Louis Uhle