Bekannt wurde Willy Wolff vor allem mit der Pop Art nahestehenden Werken aus den 1960er Jahren – kaum mit seinem nur wenige Gemälde umfassenden Frühwerk. Als Student der Dresdner Akademie war Wolff ab 1928 bei Otto Dix eingeschrieben und 1930 bis 1933 sein Meisterschüler. Viele der Dix-Schüler standen dem Lehrer stilistisch und maltechnisch, aber auch in der Motivwahl nahe.
Durch Dix’ Schaffen der 1920er Jahre zogen sich bissige Darstellungen von Prostituierten und ungleichen Paaren. Bei Wolff erscheint ein Paar, wie im Puppentheater hinter dem Bildrand auftauchend, die Köpfe in verschiedene Richtungen neigend, vor einem roten Vorhang. Dieser gibt den Blick frei auf eine öde Landschaft. Betont sind die Blickrichtung des Mannes oder Freiers, sein schief verzogener Mund ebenso wie die niedrige Stirn des Frauenmodells, die leicht herausgestreckte Zunge und die kokett hergerichtete Frisur. Und doch ist die Szene mit dem Titel „Käufliche Liebe“ nicht einseitig bedeutungsgeladen, es bleibt offen, wie der Künstler sie sieht, ironisch oder distanziert, offenbar nicht abwertend oder moralisierend. Nicht zufällig konnte – gegen den Willen des Künstlers, wie sich erwies – das Gemälde nach seiner Erwerbung für die Galerie unter dem Titel „Liebespaar“ als solches zunächst ohne jeden zeitkritischen Bezug interpretiert werden. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

1971 erworben aus dem Nachlass Annemarie Balden-Wolff