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Kerzengießform

Material und Technik
Abmessungen
25,8 cm, max. D 4,4 cm, max. D innen 2,5 cm
Inventarnummer
C 537
Talg, auch Unschlitt oder Inselt genannt, bezeichnet ein tierisches Produkt, welches heute kaum noch bekannt ist. Seit der Antike und noch bis um 1900 war es das am häufigsten verwendete Material für Leuchtmittel. Zur Unterscheidung von den aus Bienenwachs gefertigten Kerzen, hießen die Produkte aus Talg „Lichter“. Rohstoff ist das die Nieren von Rindern und Schafen oder Ziegen umgebende Fett. Rinderfett hat eine weiche Konsistenz während das der Schafe und Ziegen fest und trocken ist. Deshalb mussten beide vermischt werden. Fette anderer Tiere eignen sich nicht für diesen Zweck. Der Vorgang der Talgherstellung, der in zahlreichen historischen Schriften festgehalten ist, lief folgendermaßen ab: Die zerkleinerten Rohfette wurden in Kesseln über offenem Feuer in Wasser geschmolzen. Zur Trennung von Fett und Zellgewebe fügten die Hersteller dem Siedewasser etwas Schwefelsäure hinzu. Das war besonders wichtig, weil Rückstände von Haut und Gewebe der Tiere oft einen schlechten Geruch der Lichter verursachten. In den historischen Abhandlungen zur Talglichtherstellung des 18. und 19. Jahrhundert sind neben den Rohstoffen und ihrer Verarbeitung auch die Utensilien für die Herstellung, die Arten des Bleichens und die Methoden, um „geruchlose und wohlriechende“ Lichter herzustellen beschrieben. Selbst das Wetter soll bei der Herstellung der Lichter Einfluss auf deren Güte gehabt haben; es durfte weder zu heiß noch zu kalt sein. Deshalb werden dafür die Monate zwischen Ende Oktober und März empfohlen.
Alle historischen Texte widmen der Herstellung und dem Material der Dochte viel Raum, von deren Qualität es abhängig war, wie lange und wie hell ein Talglicht brannte, ob es tropfte und ob der Docht oft „geschneuzt“ d.h. geputzt oder beschnitten werden musste. In diesen Beschreibungen wird ein hochentwickeltes Handwerk lebendig, welches heute längst verschwunden ist.

Eine Besonderheit für das Gießen der Talglichter sind gläserne Formen, die es nur in Deutschland gegeben haben soll. Dazu merkt 1762 der Übersetzer von Henri Louis Duhamel du Monceaus „Die Kunst des Lichtziehens“, Johann Heinrich Gottlob von Justi auf S. 37 an: „Man hat auch gläserne Lichtformen, die wegen ihrer Glätte allen andern vorzuziehen seyn würden, wenn sie nicht so zerbrechlich wären. Dergleichen gläserne Lichtformen sind in Teutschland nicht selten. Man sieht aber auch an den Zusätzen am Ende [der Publikation], daß sie in Frankreich ganz unbekannt sind.“
In einigen Museen und Privatsammlungen Deutschlands sind solche Formen erhalten geblieben.
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