Das von einem Band aus rotem Marmor (Rosso Antico) gerahmte Mosaik zeigt in naturalistischer Darstellungsweise vier Tauben auf dem Rand einer goldenen Schale. Dieses Motiv geht auf das berühmte Taubenmosaik zurück, das 1737 bei Ausgrabungen in der Villa Hadriana (erbaut 118-134) in Tivoli bei Rom entdeckt wurde. Die Zeitgenossen hielten die Arbeit für das bei Plinius d. Ä. (um 23-79) in seiner Naturgeschichte beschriebene Taubenmosaik des griechischen Mosaikkünstlers Sosos (2. Jh. v. Chr.). Die Auffindung weckte das Interesse für antike Mosaiken, das sich mit der immer stärker werdenden Antikenbegeisterung weiter ausdehnte. Antike Mosaikfragmente wurden zu gesuchten Souvenirs, die Reisende auf ihrer Grand Tour mit nach Hause nahmen. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts entwickelten daraufhin in Rom, dem Zentrum des Mosaikhandwerks, in den vatikanischen Werkstätten geschulte Mosaizisten die Mikromosaike. Diese zeichnen sich durch die sehr geringe, teilweise mikroskopisch kleine Maße der bilderzeugenden, als Tesserae bezeichneten Steinchen aus. Neben kleinformatigen Objekten wie zum Beispiel Tabatieren oder Schmuckdosen zierten Mikromosaike auch Möbel, wo sie hauptsächlich als Verzierung von Tischplatten auftreten. Diese Gestaltungstradition aufgreifend, wurde das sehr eng am Original gearbeitete Taubenmosaik im ausgehenden 19. Jahrhundert in das klassizistische Tischgestell eingefügt.