Marcel Duchamps "Rotoreliefs" bestehen aus sechs beidseitig mit farbigen Spiralen bzw. Kreisen bedruckten Scheiben, die auf einem Plattenteller mit 40 bis 60 Umdrehungen je Minute zum Rotieren gebracht werden können. Dabei wird ein dreidimensionaler optischer Effekt erzeugt, die Scheiben werden zu einem "rotierenden Relief". Duchamp bot dieses Werk, das teilweise auf Scheiben zurückging, die er für den Film "Anémic Cinéma“ 1925/26 geschaffen hatte, 1935 erstmals auf einer Messe in Paris an. Damals wurden allerdings nur drei Sets verkauft. Eine zweite Edition entstand 1953.
Die "Rotoreliefs" im Archiv der Avantgarden sind das 86. von 150 Exemplaren, die der mit Duchamp befreundete Mailänder Kunsthistoriker, Galerist und Verleger Arturo Schwarz 1965, dreißig Jahre nach der ersten Serie, verlegte. Auch dieses Exemplar umfasst die beidseitig bedruckten Scheiben mit den Titeln "No. 1 Corolles / No. 4 Lampe", "No. 2 Oeuf à la coque / No. 3 Lanterne chinoise", "No. 5 Poisson japonais / No. 6 Escargot", "No. 7 Verre de Boheme / No. 8 Cerceaux", "No. 9 Montgolfière / No. 10 Cage" und "No. 11 èclipse totale / No. 12 Spirale blanche". Ein Papieraufkleber auf dem Plattenteller des Abspielgerätes gibt Auskunft über die Provenienz des Objektes. Berühmter Vorbesitzer des "Rototreliefs" war Andy Warhol. Nach dessen Tod wurde das Werk 1988 als Lot. 2970 bei Sotheby's New York versteigert. Dort erwarb es Egidio Marzona, der es 2016 den Staalichen Kunstsammlungen Dresden schenkte. (Autorin: Karin Müller-Kelwing, 2023)

WVZ # 441 (Schwarz, Arturo: The complete works of Marcel Duchamp, revised and expanded paperback edition, Delano Greenidge Editions New York 2000, critical catalogue raisonné)