Das Gemälde zeigt den fünften römischen Kaiser Nero (37 – 68, Kaiser seit 54) und seine verstorbene Mutter Agrippina, ein Spätwerk des venezianischen Historienmalers Pietro Negri.
Agrippina setzte alles daran, ihrem Sohn den Kaisertitel des römischen Reiches zu ermöglichen, was sie nicht ganz uneigennützig tat. In Neros ersten Regierungsjahren nahm Agrippina an der Seite ihres Sohnes erheblichen Einfluss auf die Amtsgeschäfte. Dieses Machtstreben wurde ihr zum Verhängnis – Nero ließ sie töten. Das Werk Negris zeigt den Moment, in dem Nero die Leiche seiner Mutter vorgeführt wird. Das heruntergerutschte Gewand enthüllt eine Stichwunde. Neros verschränkte Arme wirken wie eine Blockade, an der die Emotionen der anderen beteiligten Personen abprallen. Negri betont diese Körperhaltung, indem er das Licht auf Neros übergroß wirkenden Oberkörper fallen lässt. Das halbverschattete Gesicht, das viel zu klein zwischen den massigen Schultern erscheint, offenbart für einen Augenblick die Gefühle hinter der eiskalten Fassade des Kaisers. Seinem Blick liegt ein bedauernder Schmerz inne, sein leicht geöffneter Mund verstärkt diese kurz aufflammenden Emotionen noch. Eine bereits 1660 entstandene Zeichnung, die sich in Camerino befindet, zeigt eben diesen Gesichtsausdruck, der dort aber noch stärker an die antike Skulptur des Laokoon erinnert als das dann im Gemälde ausgeführte Gesicht des Kaisers. (Saskia Kirchner, Praktikantin)