Eine „Türkenfigur“ mit Turban hält den Polfaden bei dieser Sonnenuhr vom Augsburger Instrumentenmacher Christoph Schissler, einem der geschäftigsten Lieferanten des Dresdner Hofes in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Am Schattenwurf einer am Faden positionierten Perle lässt sich die Zeit ablesen. Dies geschieht sowohl nach unserer gewöhnlichen Tageseinteilung in 24 gleich lange Stunden als auch nach einem älteren System von „ungleichen“ Stunden. Bei Letzteren werden Tag und Nacht jeweils getrennt in je zwölf gleiche Einheiten unterteilt. Auf der Nordhalbkugel ist eine so entstandene „Tagesstunde“ länger als eine „Nachtstunde“, im Winter ist es genau umkehrt. Dadurch ändert sich die Länge einer „ungleichen“ Stunde mit der Jahreszeit.
Mittels des Schattenwurfs des Mondes lässt sich die Sonnenuhr auch als Nachtuhr verwenden – die entsprechende Korrektur wird durch die Drehscheibe rechts oben im Bild ermittelt. Man kann mit dem Instrument den Stand der Sonne im Tierkreis (also das Datum) ermitteln und auch die Zeit des Sonnenauf- und -untergangs vorhersagen. (Michael Korey)