Régniers Gemälde zeigt den Heiligen Sebastian in jugendlicher Gestalt, lediglich mit einem weißen Lendenschurz bekleidet. Er sitzt in verdrehter Pose und mit auf dem Rücken gefesselten Hände vor einem Felsen oder Wald. Bereits von mehreren Pfeilen getroffen, aber noch am Leben, erträgt Sebastian das Martyrium standhaft in der Gewissheit jenseitigen Heils. Darauf deuten die zum Himmel gewandten Augen hin. Das von links oben scharf einfallende, fahle Licht arbeitet die Formen des muskulösen Leibes plastisch heraus und sorgt damit für eine große physische Präsenz des Heiligen. Der weitgehend unbestimmte und nur skizzenhaft ausgeführte Hintergrund wirkt als flächige Folie. Vor ihr drängt der Körper Sebastians in dem engen Bildfeld stark nach vorne. Insgesamt erreicht Régnier durch die Lichtführung, die reduzierte Komposition sowie die zurückgenommene Farbgebung eine Konzentration auf die Figur des Heiligen. Mit dem Vorbild des Märtyrers als Beispiel unerschütterlicher Glaubenstreue regelrecht konfrontiert, soll der Betrachter affektiv angesprochen und in seiner Frömmigkeit bestärkt werden. Vergleichbare Einzelbildnisse von christlichen Märtyrern finden sich zeitgleich bei verschiedenen Malern, etwa bei Jusepe de Ribera (Gal.-Nr. 688). Diese Bildfindung geht letztlich auf Caravaggio zurück, dem das Bild mitunter zugeschrieben wurde. In der idealisierenden Darstellung des Heiligen und der pathetischen Inszenierung lässt Régniers Gemälde zugleich seine Beschäftigung mit Guido Reni erkennen (z.B. Gal.-Nr. 330).