Die gerahmte Fotografie ließ Gerhard Richter 2019 als maßstabsgetreue Replik seines Gemäldes "Tante Marianne" (87) aus dem Jahr 1965 anfertigen. Das Gemälde war als Leihgabe aus Privatbesitz bis Dezember 2012 im Dresdner Albertinum zu sehen. Richter malte das 100 auf 115 cm große Doppelportrait, welches ihn als Kleinkind mit seiner Tante zeigt, zwanzig Jahre nach ihrem Tod. Marianne Schönfelder wurde 1938 mit Verdacht auf Schizophrenie in die Heilanstalt Arnsdorf eingeliefert. Im Dezember des gleichen Jahres erfolgte die Zwangssterilisierung. Fünf Jahre darauf wurde die 26jährige nach Großschweidnitz verlegt, wo sie am 16. Februar 1945 an einer Medikamentenüberdosierung, systematischer Mangelernährung und unzureichender Pflege starb. Marianne Schönfelder ist eines von 5.700 Euthanasie-Opfern, die zwischen 1939 und 1945 in der Psychiatrischen Anstalt Großschweidnitz in Sachsen ums Leben gekommen sind.

Am 25. November 2012 hat der Künstler Gunther Demnig auf der Köpkestraße 1 unmittelbar neben dem Jägerhof ein Stolperstein für Marianne Schönfelder verlegt. Hier befand sich das Haus ihrer Eltern, ihr einziger freiwillig gewählter Wohnort. Demnig hat in den letzten 30 Jahren mehr als 38.000 Stolpersteine zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus in Europa verlegt. Damit versucht er den ermordeten Juden, politisch Verfolgten sowie Opfern der Euthanasie ihren Namen und ihre Geschichte zurückzugeben. (Text: Kerstin Küster 2020)