Die Idee zu der Grafikserie "November" kam Gerhard Richter als sich beim Umfüllen von schwarzer Edding-Tinte für Markierstifte die Farbe zufällig auf ein Blatt Papier ergoß und sie sich selbstständig darauf verteilte. Fazsiniert von der Eigenständigkeit des Malprozesses nahm der Künstler diesen Umstand als Ausgangspunkt seiner "November-Suite". Er verdünnte die Tinte, gab schwarze Tusche und andere Pigmente hinzu, weshalb rötliche und bläuliche Farbtöne entstanden. Richter benutzte als Malgrund einen Stapel Schreibpapier, so dass die Tinte durch das dünne Papier auf die darunter liegenden Blätter sukzessive durchsickerte. Jedes Blatt kann deshalb von seiner Vorder- sowie Rückseite betrachtet werden. Die originale Grafikserie besteht aus 27 Blättern, die von beiden Seiten betrachtet werden soll. Von der Serie fertigte Gerhard Richter 2012 eine gerahmte Edition 156 an, bei der die 27 Blätter vorder- wie rückseitig einzeln reproduziert wurden, so dass sie insgesamt 54 Arbeiten umfasst. Ein Jahr später überführte Richter diese Edition wiederum in das vorliegende 72 seitige Künstlerbuch, bestehend aus 54 ganzseitigen Abbildungen, die durch 28 leere Transparentseiten von einander abgetrennt werden. Die Gestaltung des Buches erfolgte in Zusammenarbeit des Künstlers mit Silke Fahnert und Uwe Koch in Köln. Dem Künstlerbuch liegt ein dreiseitiger wissenschaftlicher Text des Kunsthistorikers Dieter Schwarz bei. (Text: Kerstin Küster 2020)