Lüder Baier (1920 – 2012) absolvierte 1947 bis 1952 an der Hochschule für Werkkunst Dresden, der ehemaligen Kunstgewerbeschule Dresden, ein Studium der Holzgestaltung, das er mit dem Diplom abschloss. Er gilt als Meisterschüler und würdiger Nachfolger von Theodor Artur Winde (1886 – 1965), dessen Sammlung exotischer Hölzer er übernahm und bis zu seinem Lebensende verarbeitete. Die Schale ist ein gutes Beispiel für die Auffassung Baiers, dass die künstlerische Gestaltung des Holzes der Inszenierung seiner natürlichen Schönheit zu dienen habe. So ist diese Schale durchaus nicht als Gebrauchsgegenstand der Nachkriegszeit zu verstehen, sondern als möglichst schlichte zurückhaltende Form, die die Maserung des Holzes, die Wellen und Schlieren seiner Jahresringe und den Wechsel zwischen hartem Winterholz und offenporigem Sommerholz optimal zum Ausdruck bringt. In der Reduktion auf die reine Natur zeigt sich wie in der Abstraktion anderer Kunstrichtungen die Skepsis gegenüber Ornament, Dekor, aber auch gegenüber der formenden Gestaltung selbst.