Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer 20906 a
Carl Iwowski war einer der ersten künstlerischen Handpuppenspieler Deutschlands. Der gelernte Kaufmann und Wandervogel aus Hamburg war 1916 als Spezialist für den Lederhandel nach Berlin berufen worden, wo er seine Bühne 1919 gründete, um die Kinder vom „Kinogift“ wegzubringen. Gemeinsam mit verschiedenen Mitspielern wie Max Radestock und Hermann Rulff, die später eigene Bühnen gründeten, reiste er mit unkonventionell gestalteten großen Handpuppen durch den ganzen deutschen Sprachraum. Bereits früh suchte Iwowski den Anschluss an Verbände wie das Deutsche Jugendwerk, die Fichte-Gesellschaft, den Bühnenvolksbund und nach 1933 die NS-Kulturgemeinde. 1928 gastierte er mit seiner Frau Ilse, geb. Stoppa, in den großen Kaufhäusern der Weimarer Republik, in denen sie Figuren nach einem frühen Comicstrip von Hans Kossatz, lebendig werden ließen. 1931 assoziierten sie sich mit dem Schattenspieler Heinz Ohlendorf, der 1933 als Funktionär zur Hitlerjugend ging. Anlässlich der 700-Jahr-Feier Berlins 1937 eröffneten die Iwowski-Puppenspiele eine große Marionettenbühne, die fortan im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit stehen sollte. Als letzte Neuinszenierungen mit Marionetten entstanden „Bällchen Schnellchen“ (1951) und „Knäulchen auf Wanderschaft“ (1953). 1954 wirkte das Ehepaar Iwowski am DEFA-Spielfilm „Pole Poppenspäler“ nach der Novelle von Theodor Storm mit. 1958 wurde der Spielbetrieb der Iwowski-Puppenspiele aus gesundheitlichen Gründen eingestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Iwowskis in der DDR als „bürgerlich-humanistische“ Puppenspieler eingeordnet. Sie sahen sich selbst sogar als Opfer des Nationalsozialismus, obwohl Carl Iwowski bereits früh Anhäger völkischer Strömungen innerhalb des Wandervogels war. Ab 1933 suchte er eindeutig die Nähe zu den Nationalsozialisten. Trotzdem hielt sich Iwowski gewöhnlich mit politischen Statements bei seinen Aufführungen zurück. 1935 führte er jedoch im Auftrag der elitären NS-Kulturgemeinde (Amt Rosenberg) „Zeitkomödien mit kleiner Politik im Puppenspiel“ auf. Die beiden Stücke des Programms waren 1934 im Voggenreiter-Verlag erschienen: „Kasperle in Genf“ von Hans Kraus und „In Klein-Kleckersdorf wird aufgeräumt“ von Ernst Lehmann. Beide Spiele sind eindeutig antisemitisch. Es geht in ihnen um Wiederaufrüstung und nationalsozialistische Gesinnung.

Hintergrundinformationen zum Puppenspiel im Nationalsozialismus
Manfred Wegner: Vom Wandervogel zu einem Kindertheater in der Weimarer Republik. Die Iwowski-Puppenspiele, Berlin, in: Manfred Wegner (Hg.): Die Spiele der Puppe. Beiträge zur Kunst- und Sozialgeschichte des Figurentheater im 19. und 20. Jahrhundert, Köln 1989, S. 150-168.
Creditline
Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
Wenn Sie Abbildungen dieses Objektes nutzen möchten, nehmen Sie bitte hier mit uns Kontakt auf. Auch Objekte, die aus ethischen Gründen ausgeblendet sind, können bei begründetem Interesse mit diesem Formular angefragt werden.
Feedback
Wenn Sie zusätzliche Informationen zu diesem Objekt haben oder einen Fehler entdeckt haben, dann schreiben Sie uns: Anmerkung verfassen
Weitere Objekte, die Sie interessieren könnten, aus den Rubriken:
Handpuppenkopf
Weitere interessante Objekte
Imagerie d'Épinal, No 1677. Grand Théâtre Nouveau. Salle à Manger - Coulisses.
Imagerie Pellerin à Epinal
Puppentheatersammlung
Puppentheatersammlung

Mann

Rotzsch, Erich
Puppentheatersammlung
Weitere interessante Objekte
Mann
Rotzsch, Erich
Puppentheatersammlung
Iwowski-Puppenspiele

Bauer aus "Dr. Faust"

Iwowski-Puppenspiele
Puppentheatersammlung
Weitere interessante Objekte
Bauer aus "Dr. Faust"
Iwowski-Puppenspiele
Puppentheatersammlung
Zum Seitenanfang