Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer 20909 a
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
22,5 x 18,5 x 18 cm
Inventarnummer
20909 a
Carl Iwowski war einer der ersten künstlerischen Handpuppenspieler Deutschlands. Der gelernte Kaufmann und Wandervogel aus Hamburg war 1916 als Spezialist für den Lederhandel nach Berlin berufen worden, wo er seine Bühne 1919 gründete, um die Kinder vom „Kinogift“ wegzubringen. Gemeinsam mit verschiedenen Mitspielern wie Max Radestock und Hermann Rulff, die später eigene Bühnen gründeten, reiste er mit unkonventionell gestalteten großen Handpuppen durch den ganzen deutschen Sprachraum. Bereits früh sucht Iwowski den Anschluss an Verbände wie das Deutsche Jugendwerk, die Fichte-Gesellschaft, den Bühnenvolksbund und nach 1933 die NS-Kulturgemeinde. 1928 gastierte er mit seiner Frau Ilse, geb. Stoppa, in den großen Kaufhäusern der Weimarer Republik, in denen sie Figuren nach einem frühen Comicstrip von Hans Kossatz, lebendig werden ließen. 1931 assoziierten sie sich mit dem Schattenspieler Heinz Ohlendorf, der 1933 als Funktionär zur Hitlerjugend ging. Anlässlich der 700-Jahr-Feier Berlins 1937 eröffneten die Iwowski-Puppenspiele eine große Marionettenbühne, die fortan im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit stehen sollte. Als letzte Neuinszenierungen mit Marionetten entstanden „Bällchen Schnellchen“ (1951) und „Knäulchen auf Wanderschaft“ (1953). 1954 wirkte das Ehepaar Iwowski am DEFA-Spielfilm „Pole Poppenspäler“ nach der Novelle von Theodor Storm mit. 1958 wurde der Spielbetrieb der Iwowski-Puppenspiele aus gesundheitlichen Gründen eingestellt.

Hielt sich Iwowski gewöhnlich bei politischen Statements auf der Puppenbühne zurück, führte er doch 1935 im Auftrag der elitären NS-Kulturgemeinde (Amt Rosenberg) „Zeitkomödien mit kleiner Politik im Puppenspiel“ auf. Die beiden Stücke des Programms waren 1934 im Voggenreiter-Verlag erschienen: „Kasperle in Genf“ von Hans Kraus und „In Klein-Kleckersdorf wird aufgeräumt“ von Ernst Lehmann. Beide Spiele sind eindeutig antisemitisch. Es geht in ihnen um Wiederaufrüstung und nationalsozialistische Gesinnung.

Hintergrundinformationen zum Puppenspiel im Nationalsozialismus
Manfred Wegner: Vom Wandervogel zu einem Kindertheater in der Weimarer Republik. Die Iwowski-Puppenspiele, Berlin, in: Manfred Wegner (Hg.): Die Spiele der Puppe. Beiträge zur Kunst- und Sozialgeschichte des Figurentheater im 19. und 20. Jahrhundert, Köln 1989, S. 150-168.

Hans Kraus: Kasperle in Genf. Ein politisches Abenteuer in zwei Aufzügen, Potsdam 1934 (= Spiele der Jugend- und Laienbühne, 12).
Creditline
Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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