Bernstein ist ein fossiles Harz, das von Bäumen der in Skandinavien zu lokalisierenden „Bernsteinwälder“ stammt. Der zwischen 35 und 49 Millionen Jahre alte „Baltische Bernstein“ ist der bekannteste in Europa. Sein Fundgebiet war und ist der Ostseeraum. Bernstein gibt es in unzähligen Farbvarianten von beinahe weiß bis dunkelbraun, aber auch in allen Abstufungen zwischen transparent und klar bis hin zu milchig und undurchsichtig (opak).
Das Material Bernstein galt lange als ein Naturwunder, da es in Wasser schwimmt, brennbar ist und dabei wohlriechende Düfte verbreitet. Bernstein lässt sich gut drechseln und schnitzen. Neben Schmuck und kleinen Gerätschaften wurden vor allem seit dem 17. Jahrhundert auch Kunstschränke, Kanne-Becken-Garnituren, Prunkschalen und Uhrgehäuse, Brettspielkassetten, Hausaltäre und Besteckgriffe daraus gefertigt.
Vorlegegarnituren gehörten zu den repräsentativsten Bestecken der fürstlichen Tafel. Der Vorleger reichte dem Gast auf dem breiten Messer das zugeschnittene Fleischstück. Kredenzmesser und die dazugehörigen Besteckteile sind meist aufwändig mit Ätzungen auf den Klingen und kunstvoll eingelegten Griffen versehen. Bei der vorliegenden Garnitur sind die Griffe mit einer Kombination aus Elfenbein und Bernstein eingelegt. Zusätzlich sind hier die klaren Bernsteinstücke rückseitig mit Blattgold überzogen, aus dem Szenen aus dem Alten Testament in Radiertechnik herausgearbeitet und mit klaren Farben bemalt wurden. Reflektierende Metallfolien unter den Malereien verstärken den Glanz.