Louis Lemercier de Neuville: Chinesisches Schattenspiel (Ombres Chinoises), Paris 1911. (Übersetzung aus dem Französischen von Otto Link)
Lemercier de Neuville, Louis (1830-1918) - Autor Link, Otto (1888-1959) - Übersetzer Link, Otto (1888-1959) - SchreiberNachwort des Übersetzers.
Nicht um eine formvollendete Übertragung handelt es sich - sie hätte zu einer Bearbeitung der Stoffe nach dem französischen Vorbilde führen müssen - sondern um eine möglichst wortgetreue Übersetzung, die aber trotzdem den Sinn der Handlung richtig wiedergibt und nur den Nachtheil hat, daß sie sich nicht so flüssig wie eine rein sinngemäße Übertragung liest und manche Redewendungen aufweist, der Deutsche in seiner Sprache nicht gebraucht. Dafür ermöglicht vorstehende Übersetzung aber einen Vergleich mit Einzelheiten des französischen Urtextes und - was mir die Hauptsache war - läßt einem Bearbeiter der Stoffe völlig freie Hand.
Daß die Übersetzung meinem lieben Kollegen und Mitarbeiter auf dem Gebiete des Puppenspiels für den Zweig derselben, den wir zuerst in unserer "Arbeitsgemeinschaft" gepflegt haben, das Schattenspiel, die Anregungen geben möchte, die mir der Urtext selbst gegeben hat, das ist mein Wunsch beim Überreichen dieser Blätter. OLink.
Die Übersetzung ist möglichst wörtlich, gibt infolgedessen auch Sprachwendungen umständlich wieder, die im Deutschen kürzer auszudrücken sind.
Sammlung Otto Link, Leipzig.
Otto Link (1888-1959) stammte aus Bromberg in Westpreußen, einer deutschen Stadt, umgeben von polnisch bevölkerten Dörfern. Er war Katholik und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Als Lehrer in Dorfschulen setzte er sich mit den kulturellen Gegensätzen auseinander. Er konnte polnisch und verstand auch andere slawische Sprachen ein wenig. Als seine Heimat 1919 zu Polen kam, wurde er an eine Leipziger Schule versetzt. Hier entdeckte er das Puppenspiel für sich, zunächst als Laienspieler im schulischen und außerschulischen Rahmen, dann als Redakteur der Zeitschrift „Das Puppentheater“, schließlich als Sammler und Forscher. Als international vernetzter Demokrat und SPD-Mitglied wurde er 1933 gemaßregelt, behielt aber weiterhin Distanz zum NS-Regime. Nicht einmal dem NS-Lehrerbund trat er bei, was sehr ungewöhnlich war und seiner schulischen Kariere schadete. Er gab das Spielen auf und konzentrierte sich auf das Sammeln. Am 1. April 1935 begann er mit dem ersten Inventarbuch. Ohne zu werten, trug er Materialien mit nationalistischem, nazistischem, kommunistischem und demokratischem Hintergrund zusammen. 1945 wurde Otto Link als einer der wenigen unbelasteten Lehrer Schulleiter und verlor diesen Posten wieder, als er sich weigerte SED-Mitglied zu werden. 1952 übereignete er seine private Sammlung dem Land Sachsen und wurde bis zu seinem Tode erster Leiter der „Staatlichen Puppenspielsammlung Dresden“ (später Puppentheatersammlung). Nach 1945 führte Otto Link keinerlei „Bereinigungen“ seiner Sammlung aus politischen Gründen durch, da er der Überzeugung war, dass das Material der Wissenschaft unverfälscht zur Verfügung stehen muss. Kleinere Vernichtungsaktionen, Überklebungen und Ausradierungen gab es erst unter seinen Nachfolgern, die niemals eine Demokratie erlebt hatten. In Otto Links Tradition wird die Sammlung heute fortgeführt.