Das Gemälde „Strand von Dievenort“ (1929) des zunächst in Berlin und seit 1933 auf Usedom tätigen Malers Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984) ist geprägt von atmosphärischem Flimmern und einer zarten Lichtstimmung. Die subjektiv aufgefasste Strandszene verweist auf die Kenntnis jüngster Tendenzen experimenteller, wohl auch französischer Malerei. Konturlinien sind aufgelöst und beinahe widerspenstig verrieben. Die fein gestimmte Farbigkeit der Rosa- und Ockertöne ist gepaart mit einem freien wie poetischen Nebeneinander, Vereinzeln und Reduzieren in der Darstellung der Strandbauten, der Sitzbank und anderen Gegenstände, die sich vor dem Ton des Sandes abheben. Eingefangen ist ein stiller Moment am vormals belebten und nun verlassenen Badestrand. Das auf Holz gemalte Kleinformat ergänzt seit 2021 den Bestand des Albertinum von zwei Werken des Malers aus den 1960er Jahren.
Das Bild ist ein Vermächtnis von Annaliese Mayer-Meintschel (1929-2020), Direktorin der Gemäldegalerie Alte Meister von 1968 bis 1991. Otto Niemeyer-Holstein hatte es zunächst seinen Eltern zugeeignet und nach deren Ableben 1978 dem Verleger und Freund Rudolf Mayer geschenkt.
(Autorin: Birgit Dalbajewa, 2021)