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Spatial Poem No. 1. Word event

Shiomi, Mieko (1938-) - Künstler
Abmessungen
4,7 x 17,6 x 21,5 cm (geschlossen); 5,8 x 35,4 x 21,5 cm (offen)
Inventarnummer
K 133
Als die japanische Künstlerin Mieko Shiomi 1964 in New York weilte, begegnete sie, vermittelt durch den amerikanischen Künstler litauischer Herkunft George Maciunas zahlreichen Vertreter:innen der sich um 1960 relativ gleichzeitig in den USA, in Europa und Asien formierenden interdisziplinären Fluxus-Bewegung. Wieder nach Japan zurückgekehrt, folgte Shiomi ihrer Intention, die geografische Entfernung zu den Zentren dieser Kunstbewegung in den USA und Europa ebenso wie die dadurch verursachten Zeitunterscheide zu überwinden und eine Simultaneität von bewusst herbeigeführten Ereignissen zu erzeugen. Die Idee für eine sehr spezielle Form der Gruppenarbeit entstand: zwischen 1965 und 1975 sendete Shiomi in einer „Spatial Poems“ benannten Mail Art-Aktion insgesamt neun Aufforderungen an befreundete Künstlerinnen und Personen einer von Maciunas erstellten Liste von Unterstützern des Fluxus. Shiomi bat, ihre Reaktionen zu dokumentieren und ihr diese zuzusenden. Die Orte, an denen die durch ihre Handlungsaufforderungen provozierten Ereignisse der „Spatial Poems“ stattfanden, trug sie in eigens dafür entwickelte Karten ein und schuf damit individuelle „Mappings“. Jeweils als Abschluss der ersten vier Aktionen der „Spatial Poems“ fertigte Shiomi Multiples an.
Die erste ihrer neun Aktionen mit dem Titel „Spatial poem no. 1. Word event“ realisierte Shiomi von März bis Mai 1965. Die Aufforderung dazu lautete: „Write a word (or words) on the enclosed card and place it somewhere. Please tell me the word and the place, which will be edited on the world map.“ [Schreiben Sie ein Wort (oder mehrere Worte) auf die beiliegende Karte und legen Sie diese irgendwo ab. Bitte teilen Sie mir das Wort und den Ort mit, der auf der Weltkarte eingetragen werden soll.] Es beteiligten sich 77 Personen, darunter Daniel Spoerri, John Cage, Ben Vautier, Victor Musgrave, Nimai Chatterji. Sie reagierten überaus kreativ, bisweilen humorvoll und hinterlegten einzelne Worte – wie „EGG“, „Slaw“, „Everything“ – oder Wortgruppen – wie „Ritual Meening“, „Fill with your own imagination“ – an öffentlichen Plätzen, wie im Hyde Park oder Tower of London, in Galerien und Museen, in Hotels, im eigenen oder fremden Atelier. Ray Johnson ließ in Japan eine seiner Collagen auf den Resonanzboden eines Klavieres kleben. Tomas Schmit schrieb „exactly eleven words is waht i m writing on this card“ (Genau elf Worte sind es, die ich auf diese Karte schreibe). George Brecht antwortete mit „NO WORDS“, während George Maciunas die Karte als Flaschenpost in den Hudson River warf.
Eine kleine unscheinbare Holzkiste im Bestand des Archiv der Avantgarden ist eines der Multiples zu „Spatial Poem no. 1. Word event“. Die Box überrascht: wird sie geöffnet, entfaltet sich die Welt des Fluxus. Auf den mit Kork ausgekleideten Innenseiten des Kästchens hat Shiomi eine stilisierte Weltkarte gezeichnet und darauf mit Stecknadeln kleine Textkarten befestigt. Diese geben die Antworten der sich an ihrer Aktion beteiligenden Künstlerinnen und Künstler wider. In ihrer Gesamtheit dokumentieren die Textkarten den Prozess von „Word Event“. An ihnen lassen sich zugleich die vielfältigen Dimensionen der Fluxus-Bewegung ablesen, speziell deren geografische Verbreitung und Internationalität. Damit visualisiert dieses Multiple nicht nur die Weltverbundenheit der Künstlerin, sondern auch das globale Netzwerk der Avantgarden. (Autorin: Karin Müller-Kelwing, 2023)

Schenkung von Egidio Marzona

Creditline
Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
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