Kaiserin Wilhelmine Amalie hat sich nach dem Tod ihres Gemahls Kaiser Joseph I. 1711 nur noch als Witwe porträtieren lassen. Der schwarze Schleier, den sie über dem Haar und der Schulter trägt, ihr schwarzes Kleid und der Hermelinmantel sind als Trauerkleidung und zusammen mit dem Hintergrund Teil des auffälligen Helldunkelkontrastes. Die das Dekolleté und die Ärmel schmückenden großen Diamanten und Perlen an der Brosche deuten auf den hohen Rang der Dargestellten. Meisterhaft erzeugt Rosalba Carriera mit den Pastellstiften sowohl weiche Oberflächen wie etwa von Haut und Fellmantel als auch die harten Konturen des Schmucks und der Falten des Kleides.
Wilhelmine Amalie von Braunschweig-Lüneburg heiratete 1699 den späteren Kaiser Joseph I. und wurde so zu Kaiserin des Reiches. Ihre erste Tochter Maria Josepha (s. ihr Porträt von R. Carriera, Gal.-Nr. P 5) ehelichte 1719 Friedrich August II., den späteren König von Polen August III., wodurch die politische Verbindung zwischen Österreich und Sachsen familiär gefestigt wurde. Wilhelmine Amalie war Schwägerin von Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel, der Mutter von Maria Theresia. Das Bild entstand während des Aufenthaltes von Carriera in Wien 1730, bei dem sie auch andere Familienmitglieder aus dem Hause Habsburg in Bildnissen festgehalten hat.
Rückseite Kassette Dreikönigenzettel (Typ 1a oT)