Geradezu spielerisch fassen die Fingerspitzen der junge Frau das blaue, locker um ihren Körper gelegte und mit Stickereien verzierte Tuch. Auch in ihrer Mimik spiegelt sich diese leicht zögerliche Neugierde, die durch die keck geschürzten roten Lippen des blass gepuderten Gesichts betont wird. Das Echthaar ist dabei lockig am Kopf frisiert und ebenso gepudert, Schmuck bilden Perlen und üppige Blumengestecke. In Verbindung mit dem außerordentlich reich verzierten und eng geschnürten Kleid aus grauem Seidendamast, sowie Spitzenrüschen im Dekolleté und an den Ärmeln repräsentiert das Pastell so die zeittypische Mode der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Als eines der großformatigsten Werke Carrieras fällt insbesondere die Motivwahl auf, entgegen der meisten Porträts ist hier der gesamte Oberkörper bis zur Taille abgebildet, wodurch erst das Spiel der Finger und die Zurschaustellung der Kleidung ermöglicht wird. Obwohl ihre Identität leider unbekannt ist, so lässt sich aus der Inszenierung sicherlich ableiten, dass der repräsentativen Funktion sowie der Herausstellung der Schönheit, Ehrbarkeit und des Modebewusstseins der jungen Frau ein besonderer Wert beigemessen wurde.