Mit dem Bildnis der Dorothea Sophie Thiele schuf der erst 16-jährige Anton Raphael Mengs eines seiner frühesten Meisterwerke auf Pergament. Vornehm wirkt die Dame mit edlem Gesicht, frischem Teint und dunklen Augen. Eindrucksvoll ist die strahlende Farbigkeit ihres Gewandes aus gechinzter Baumwolle, das modisch mit einem Blumenmuster bedruckt ist. Ihr Dekolleté ist mit einer gestickten Tüllspitze gerahmt, auf dem Kopf trägt sie eine gepuderte Perücke mit einer Tüllhaube. Diese ist mit gefassten Steinen besetzt, eine doppelte Perlenkette um den Hals und Ohrenhänger ergänzen ihren reichen Schmuck.

Mengs stellte die zweite Ehefrau des bekannten sächsischen Landschaftsmalers Johann Alexander Thiele in fast höfischer Anmutung dar. Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin heiratete er im thüringischen Arnstadt 1743 die Dresdnerin, die ebenfalls das Schicksal des frühen Todes ihres ersten Ehepartners erlitten hatte. Thiele war mit dem Hofmaler Ismael Mengs freundschaftlich verbunden, was den Auftrag an den Sohn Anton Raphael begünstigt haben dürfte: möglicherweise entstand das Bildnis anlässlich der Heirat. Die sehr viel jüngere Dorothea Sophie Thiele überlebte ihren Mann um 25 Jahre und starb in völliger Armut.