Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 08283
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, vor 1885
Material und Technik
Abmessungen
H: 11,2 cm; Ø 22,3 cm
Inventarnummer
MAf 08283
Drei- und vierbeinige Holzschemel waren im 19. Jahrhundert in den Chagga-Gemeinschaften, aber auch bei Maasai, Wameru und Wapare verbreitet und werden auch heute noch in einigen Haushalten am Kilimanjaro verwendet. Oft dienten und dienen sie als Sitzgelegenheit beim Kochen. Bestimmte Schemel waren aber auch den „Hausherren“ vorbehalten oder gehörten den Herrschern (Mangi) am Kilimanjaro. Ob die Schemel der Mangi als „Thron“ galten, ist uns nicht bekannt. Allerdings war bei den mit den Wachagga kulturell stark verbundenen Wameru üblich, dass dem Mangi u.a. ein Schemel als Zeichen der Macht übergeben wurde, der von niemand anderem benutzt werden durfte.
Dieser Schemel gelangte durch Clemens Denhardt ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Gemeinsam mit seinem Bruder Gustav galt er als deutscher „Kolonialpionier“, dem es gelang das Witu Gebiet an der Küste des heutigen Kenia zum „deutschen Schutzgebiet“ erklären zu lassen. Mit dem Helgoland-Sansibar-Vertrag wurde das Gebiet allerdings Teil der Kolonie „Britisch-Ostafrika“, die Brüder lehnten eine Entschädigung als zu gering ab. Unter welchen Umständen sich Clemens Denhardt den Schemel aneignete bzw. durch wen und wie er ihn dessen „Besitz“ gelangte, ist uns nicht bekannt. Die Brüder Dehnhardt sandten auch Ancestral Remains, d.h. Gebeine von Menschen nach Deutschland.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Dschagga (Herstellung)
Reproduktion
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