An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert - verbunden mit der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 - suchte die Meissener Porzellanmanufaktur nach neuen Wegen der Gestaltung. Die bisherige Produktpalette mit Formen des Barocks und Rokokos, sowie die Entwürfe des Historismus sollten um zeitgenössische Formen und Dekore ergänzt werden.

Neben bereits etablierten freien Künstlern, wie Henry van de Velde (1863-1957) oder Richard Riemerschmid (1868-1957) wurden auch die internen Gestalter in Entwicklungsprozesse mit einbezogen. Als Ergebnis eines Wettbewerbs entstand im Jahr 1901 das glattwandige und für großflächige Scharffeuerdekore somit hervorragend geeignete Service "T glatt", für das im folgenden Jahrzehnt verschiedene Dekore entworfen wurden.

Eines der bekanntesten Meissener Dekore des Jugendstils ist dabei das von Rudolf Hentschel (1869-1951) - der auch maßgeblich an den Formentwürfen mitwirkte - entwickelte Flügelmuster, das sich durch organische, an Flügel erinnernde Formen und graphische Elemente in Unterglasurblau und -grün auszeichnet.

Zu den besonders seltenen Formstücken des Services gehört die vorliegende Muschelschale, die vermutlich als Salznapf oder Ragoutschälchen diente. (Sebastian Bank, 2022)