Auf den ersten Blick wirkt „Stamm I“ wie ein Fundstück vom Weges- oder Waldrand. Auf den zweiten Blick sieht man dort, wo eigentliche Jahresringe zu erwarten wären, eine geometrische Struktur. Die ‚natürliche‘ Hülle Rinde ist mit einem ‚künstlichen‘ Innenleben ausgefüllt. Das Material ist dasselbe, aber dem Gewachsenen ist das Gemachte zur Seite gestellt. An der Schnittfläche ist es kunstvoll wie eine Intarsie zusammengesetzt, der Blick in den aufgebrochenen Stamm eröffnet dagegen ein fröhlich-buntes Innenleben farbiger Leisten. Die rohe Naturbelassenheit der Hülle bildet einen spannenden Kontrast zur hochwertigen Verarbeitung. Die oft überraschende Kombination von natürlichem Fundstück und von Menschen bearbeitetem Material ist vielen Skulpturen Matz‘ eigen. Hier liegt der Reiz im visualisierten Versuch, den Werkstoff Holz in seine ursprüngliche Daseinsform zurückzuführen.
Das Objekt wurde 2010 als Förderankauf der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für den Kunstfonds erworben.