Das Gemälde besticht durch seine, an eine Schwarzweißfotografie gemahnende Monochromie. Mit dem Verzicht auf Farbigkeit gibt die Malerei einen Teil ihrer Wirkungskraft preis. Der lasurhaft wirkende Farbauftrag und die unscharf gehaltene Ausführung des Motives lassen die Bildoberfläche fast samtig erscheinen. Vor grauem Grund ist in Nahsicht ein überdimensioniertes Wollfussel in strahlendem Weiß dargestellt, das durch die extreme Vergrößerung verfremdet und zugleich ästhetisiert wird. Malerische Reduktion und Fokussierung verleihen dem mit bloßem Auge kaum erkennbaren Motiv eine überzeugende, fast bedrohliche Gestalt. Julia Schmidt ist eine konzeptionell arbeitende Künstlerin, die in ihren Werken stets auch über die Bedingungen bildkünstlerischer Medien reflektiert. In diesem Fall untersucht sie die Malerei und ihre dekorativen Qualitäten. Das Bild kam 2010 als Förderankauf der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen in den Bestand des Kunstfonds.