Keramische Fliesenplatten von Villeroy&Boch Dresden wurden als Wandschmuck für die Schiffssalons des Reichspostdampferdienstes hergestellt, ihre reliefierte Oberfläche mit der Struktur einer Leinwandbindung vermittelt die Anmutung eines textilen Wandbildes. Da das Motiv eine Ansicht vom Lübecker Kanzleigebäude mit dem daran anschließenden Rathaus zeigt, war es sehr wahrscheinlich für den Ozeandampfer "Lübeck" vorgesehen. Gleiche Platten im Katalog von Villeroy&Boch Dresden von 1888 zeigen weitere Ansichten von Lübeck, Stettin und Danzig, die nach den Entwürfen von Waldemar Friedrich (1846-1910) in Frittemalerei ausgeführt wurden. Ausführlichere Angaben zur Malweise und zu Vergleichsbeispielen finden Sie im Buch "Meisterwerke des 18. und 19. Jahrhunderts des Kunstgewerbemuseums Dresden in Schloß Pillnitz" von 1996, S. 145, Kat.-Nr. 90.
Der Reichspostdampfer "Stettin" war das erste neu gebaute Schiff des Norddeutschen Lloyd für eine Zweiglinie des Reichspostdampferdienstes. Die "Stettin" lief am 17. Juni 1886 nach Hongkong aus, um von dort die Zweiglinie nach Japan zu bedienen. Am 11. Februar 1887 nahm die "Danzig" den Dienst auf der Linie Triest – Brindisi – Port Said auf. Die "Lübeck" lief am 30. Juni 1889 nach Sydney aus. Am 7. September 1889 fuhr sie erstmals nach Tonga und Samoa. Ab 1893 fuhr sie dann die Linie über Batavia nach Neuguinea. Die Füllungsplatten wurden demgemäß zwischen 1885 bis 1889 von Dresden zur Bauwerft AG Vulvan Stettin geliefert. Eine ausführliche Dokumentation von Wilhelm Joliet zu den Füllungsplatten und der zugehörigen Mustermappe der Herstellerfirma steht unter http://www.geschichte-der-fliese.de/vbf.html zur Verfügung.