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Egidio Marzona im Gespräch über Karteikarten als Arbeitsmittel für die Zeitschriftensammlung

Marzona, Egidio (1944-) - Zeitzeuge Pinkus, Theo (1909-1991) - Genannter Rodčenko, Aleksandr M. (1891-1956) - Genannter
Ort, Datierung
Berlin, Haus Marzona, 4.11.2020
Inventarnummer
OHA 016
Sprache
Beim Durchschauen eines Kartons mit Karteikarten erläutert Egidio Marzona die Systematik der Archivierung der Zeitschriftensammlung und nennt beispielhaft einige darin enthaltene Konvolute.
Egidio Marzona (1944 Bielefeld) ist Sammler. Sein Archiv der Avantgarden (ADA) schenkte er 2016 den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Zitation:
Egidio Marzona im Gespräch über Karteikarten als Arbeitsmittel für die Zeitschriftensammlung, in: WIR SIND AVANTGARDE! Ein Oral-History-Archiv zum Archiv der Avantgarden - Egidio Marzona (ADA), Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Von Monika Branicka und Pirkko Rathgeber, 2024, DOI: www.doi.org/10.58749/skd.oc.6624204

Copyright:
© 2024 Archiv der Avantgarden - Egidio Marzona, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Konzept- und Gesamtprojektleitung, Produktionsleitung, beteiligte Protagonistinnen und Protagonisten

Wir danken allen Inhaber:innen von Rechten an hier gezeigten Werken der bildenden Kunst für die freundliche Genehmigung der Veröffentlichung. Rechteinhaber:innen, die trotz intensiver Recherche nicht ausfindig gemacht werden konnten, sind gebeten, die SKD zu kontaktieren.

#00:00:40#

[Egidio Marzona zieht einen Karton hervor]

 

EM: Das ist meine Kartei für die Zeitschriftensammlung. Mit diesem Karton bin ich seit vierzig Jahren unterwegs. Und das ist die Grundlage, um Bestände, die da sind, zu ergänzen und zu komplettieren. Die Karten sind farbig unterschiedlich: Grün steht für Literatur, Weiß für Kunst, Gelb für Design und Architektur. Und dann gibt es, glaube ich, noch Orange: Politik, nein, Musik und Theater. Und Blau ist Film. Gerade beim Thema Film haben wir sehr viele Magazine aus aller Welt. Also das zum Beispiel ist das Päckchen mit Kunstzeitschriften aus Amerika und Kanada. [blättert Karteikarten durch und liest davon vor] Arts Magazine[1], Artforum[2], High Performance[3]. #00:02:19#

 

Frage: Wie nutzen Sie diese Karteikarten? #00:02:24#

 

EM: Wenn ich reise, nehme ich diese Unterlagen mit, weil ich früher – heute ist das weniger der Fall – sehr oft Antiquariate besucht habe oder auch Auktionen, wo solche Dinge dann angeboten wurden. Ich habe damit versucht meine Zeitschriften zu komplettieren. Also es steht dann hier zum Beispiel bei Le arti[4]: „1964 kpl“, also komplett, gebunden. Und zusätzlich gibt es noch Einzelhefte, die dann bezeichnet sind nach den Nummerierungen oder nach der Chronologie. #00:03:14#

 

Frage: Wird grundsätzlich verzeichnet, welche Exemplare Sie haben? #00:03:21#

 

EM: Ja. Das ist der ganze Bestand. Das sind Tausende von Karten. Und das ist der ganze Bestand der Dinge, die in Dresden schon gelagert sind. Hier ist ein Bereich: Jugoslawien – also Ostblock: Polen, Rumänien, Tschechien und auch UdSSR. #00:03:54#

 

Frage: Stimmt es, dass aus den ehemaligen Ländern des Warschauer Pakts, besonders aus Russland, nicht viel Material bekannt bzw. erhalten ist? #00:04:04#

 

EM: Ja. Aber wir sind gerade in dem Bereich Russland – auch Politik – durch das Pinkus-Archiv sehr gut ausgestattet. Aber wir haben auch wunderbar gestaltete Dinge wie eben UdSSR im Bau[5]. Das ist ja splendid gestaltet und gedruckt, in Tiefdruckverfahren, also auf höchstem Niveau. Und typografisch auch gut besorgt von Lissitzky[6] und Rodtschenko[7], die ja die meisten Ausgaben auch typografiert haben. Ja, da sind wir sehr gut ausgestattet. Frankreich ist auch ein relativ großer Bereich. Schweiz. Ach ja, dann haben wir noch Rosa. Das sind politische Zeitschriften. Hier obendrauf liegt Der rote Stern[8] von 1928, 1 bis 26 gebunden. Von 1925 gibt es die Nummer 9, von 1926 2, 13, 23, 24 und 25 und so weiter. Eigentlich hat das eine alphabetische Ordnung. Aber [dass die Karte oben liegt] bedeutet, dass ich zuletzt mit dieser Karte gearbeitet habe, das heißt irgendetwas, was ich gefunden habe, nachgetragen habe. #00:05:46# Und das betrifft auch diese Zeitschrift 4 taxis[9] in Berlin. Das sind jetzt nicht nur im herkömmlichen Sinn gedachte Zeitschriften unter der Rubrik Politik, sondern auch sehr viel Underground und Protest. Der lange Marsch[10] zum Beispiel. [blättert Karten durch] Radikal[11]. Die spanische Revolution[12]. Spartakus[13]. Subversion[14]. Ja, das ist schon eine bunte Mischung. [lacht] Und hier ist auch die ergänzende Abteilung Politik, aber ausländische: Regards[15], also französisch. New Masses[16], amerikanisch. Berkeley Barb[17]. Ja, das sind sehr viele amerikanische, aber auch spanische und Schweizer, holländische Zeitschriften. #00:07:46#

 

Frage: Von welchen Mengen sprechen wir insgesamt? Angenommen, auf jeder Karte ist eine Zeitschrift aufgelistet, die unter Umständen auch zwanzig Jahre lang erschienen ist … #00:07:57#

 

EM: Das muss eine ungeheure Menge sein. Das ist schwer zu schätzen – es ist ja sehr vieles schon in Dresden –, aber wenn ich an Lankwitz[18] denke, da gibt es gigantische Zeitschriftenmengen. Teilweise auch Zeitungen. So. #00:08:34#

 

Sachindex

Druckverfahren, Drucktechnik  2

Politik  2, 3

Politischer Protest  3

Typografie  2

Underground  3

 

Personen

Lissitzky, El  2

Pinkus, Theodor (Theo)  2

Rodtschenko, Alexander Michailowitsch  2

 

Orte und Länder

Berlin  3

Frankreich  3

Kanada  2

Niederlande, Holland  4

Polen  2

Rumänien  2

Russland  3

Schweiz  3, 4

Spanien  4

Tschechien  2

USA  2, 4

 

Bücher, Publikationen, Zeitschriften

Zeitschrift 4 taxis  3

Zeitschrift Artforum  2

Zeitschrift Arts Magazine  2

Zeitschrift Berkeley Barb  4

Zeitschrift Der lange Marsch  3

Zeitschrift Der rote Stern  3

Zeitschrift Die spanische Revolution  3

Zeitschrift High Performance  2

Zeitschrift Le arti  2

Zeitschrift Radikal  3

Zeitschrift Regards  4

Zeitschrift Spartakus  3

Zeitschrift Subversion  4

Zeitschrift UdSSR im Bau  3

 

 

[1] Zeitschrift Arts Magazine (1926–1992). Die Zeitschrift erschien zunächst unter dem Titel The Art Digest.

[2] Zeitschrift Artforum San Francisco (seit 1962) https://www.artforum.com/

[3] Zeitschrift High Performance, Los Angeles (1978–1997).

[4] Zeitschrift Le arti. Mensile di informazione artistica, Mailand (1952–1976)

[5] El Lissitzky war Mitarbeiter von Die USSR im Bau, Zeitschrift, Moskau: Staatlicher Kunstverlag (1930–1935) wie auch von Die UdSSR im Bau, Zeitschrift, Moskau (1936–1941, 1949)

[6] El Lissitzky (1890 Potschinok, Russland als Eliezer Lissitzky – 1941 Moskau)

[7] Alexander Michailowitsch Rodtschenko (1891 St. Petersburg, Russland – 1956 Moskau)

[8] Zeitschrift Der Rote Stern, Berlin: Zeitschriftenverlag Stern, später Berlin: Zentrale Zeitungsverlag (1924–1933)

[9] Zeitschrift 4 taxis, Bordeaux (1978–1982). Nummer 6/7 vom Oktober 1980 war Berlin gewidmet.

[10] Vermutlich ist gemeint die Zeitschrift Der lange Marsch. Zeitung für eine neue Linke, Berlin: Zuckererbsen-Verlag (1972–1977)

[11] Zeitschrift Radikal, West-Berlin (ab 1976) https://radikalrl.wordpress.com/

[12] Zeitschrift Die Spanische Revolution. Organ der Arbeiterpartei für Marxistische Einheit (P.O.U.M.), Spanien, Barcelona (1936–1937)

[13] Zeitschrift Spartakus. Organ des Spartakus-Bundes, politisch-wirtschaftliche Einheitsorganisation, erst Hannover, dann Berlin, dann Rähnitz-Hellerau (1926–1933)

[14] Zeitschrift Subversion. Publikation der Agentur für die Selbstaufhebung des Proletariats, Berlin: Agentur (1981–1987)

[15] Zeitschrift Regards, Paris: Levallois (seit 1932) https://regards.fr/

[16] Zeitschrift New Masses, New York: Weekly Masses Co. (1926–1948)

[17] Zeitschrift Berkeley Barb, Berkeley, CA, USA (1965–1980) http://www.berkeleybarb.net

[18] Egidio Marzona hatte in Berlin-Lankwitz ein Depot für Archivmaterialien eingerichtet, das inzwischen von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden übernommen wurde.

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