In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zählte der Künstler und Kunsthändler Pier Leone Ghezzi zu den wichtigsten Akteuren des gesellschaftlichen Lebens in Rom. Internationale Prominenz erlangte er durch seine gezeichneten Karikaturen, die zum Teil auch als druckgraphische Reproduktionen Verbreitung fanden.

In der vorliegenden Radierung des aus Nürnberg gebürtigen Marcus Tuscher wurde Ghezzi selbst zum Gegenstand der Bildsatire. Das Werk entstand 1743 in London, wo sich Ghezzis Karikaturen besonderer Beliebtheit erfreuten.

Tuscher versetzte sein Sujet vor den „Pasquino“, den Torso einer antiken Statuengruppe in Rom. An diesem Torso werden traditionell Spottverse angebracht.

Als Bild im Bild hat Tuscher sogar zwei Karikaturen des Meisters an den Pasquino-Sockel geheftet: Beide Darstellungen hatte Arthur Pond als Radierung umgesetzt, sodass sie dem englischen Publikum wohlbekannt waren: Zum einen erkennt man die Antikenkenner Baron Philipp von Stosch und Marcantonio Sabatini (siehe Inv.-Nr. A 106045), zum anderen einen namenlosen Fettkrämer (A 106039).

(2016, Gudula Metze)

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