Was hat das Auge auf dem Flügel eines Fabeltiers zu bedeuten? Anknüpfungspunkte gibt es viele: Fama, die antike Verkörperung des Ruhms und des Gerüchts, besitzt Flügel mit Augen. Der italienische Kunsttheoretiker Leon Battista Alberti (1404–1472) wiederum hatte sich ein geflügeltes Auge als persönliche Devise erwählt. Vermutlich wollte er damit das Streben nach Weitsicht und Schöpfergeist versinnbildlichen. Die Zeichnung, die dem gleichermaßen gelehrten wie für seine skurrilen Einfälle bekannten Giulio Romano zugeschrieben wird, wirkt fast wie eine ironische Umkehrung dieser Bildidee.

What does the eye on the wing of some fabulous beast mean? There are many possibilities: Fama, the ancient personification of fame and rumor, has wings with eyes. The Italian art theorist Leon Battista Alberti (1404–1472) chose as his personal device a winged eye. Presumably he meant it to symbolize far-sightedness and a creative spirit. The drawing, which is attributed to Giulio Romano, known for both his scholarship and his bizarre inventions, seems to be almost an ironic inversion of this concept.

(Objekttext in der Ausstellung »Im Reich der Möglichkeiten. Italienische Zeichnungen des 16. Jahrhunderts«, 26.10.2018–20.01.2019, Marion Heisterberg/Gudula Metze)

In Bearbeitung im Rahmen des Katalogisierungsprojekts zu den italienischen Zeichnungen des 16. Jh. (zu den bisher in der Online Collection veröffentlichten Zeichnungen in Kartenansicht)

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