Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer Ca 159

Chinesische Dame mit einem Papagei (Shinü yingwu 仕女鹦鹉)

unbekannt, chinesisch, 18. Jh. - Hersteller
Dieses Objekt wurde 2021/2022 in der Ausstellung „La Chine. Die China-Sammlung des 18. Jahrhunderts im Dresdner Kupferstich-Kabinett“ gezeigt. Die Kommentare zu allen enthaltenen Werken werden hier in der gleichnamigen Kollektion online publiziert.
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"Die rückseitige Nummerierung 42 bezieht sich auf das Inventar von 1764, das drei chinesische Zeichnungen nennt, die auf Leinwand gezogen sind. Die unspezifische Benennung lässt offen, welchen Inhalt die beiden anderen Zeichnungen darstellten. Das Rollbild war jedoch bereits 1738 in der Sammlung vorhanden, denn die Nummerierungen von 1738 und 1764 stimmen überein. Im ersten Inventar ist die Nummer 42 nicht belegt, wohl aber Nr. 41 und 43. Nr. 41 trägt auf der Rückseite ebenfalls eine Nummerierung in Rot, Nr. 43 ist verloren. Dass die Nummer 42 im Inventar von 1738 fehlt, beruht wohl schlicht auf einem Fehler.
Dargestellt ist eine sogenannte Schöne Dame (shinü yingwu 仕女鹦鹉), die an einem typischen Gelehrten-Schreibtisch (anji 案几) sitzt und gerade ein Bild zeichnet. Sie hält inne und lässt sich durch den Papagei ablenken. Sie ist gekennzeichnet als noble und reiche Dame durch ihre Robe (ruqun 襦裙), ihr dunkles Obergewand (aoshan 袄衫) und den kleinen Schulterkragen (yunjian 云肩) im Stil der Ming-Zeit. Die Frisur in Form einer Baumpäonie (mudantou 牡丹头) geht ebenfalls auf die Ming-Dynastie zurück und war noch zu Beginn der Qing-Dynastie populär. Auch der Haarschmuck in Form eines goldenen Phönix verweist auf ihren hohen sozialen Stand. Ihr weißes ovales Gesicht mit den zarten geschwungenen Augenbrauen und dem kleinen Mund entspricht dem Schönheitsideal des 17. Jahrhunderts.
Die Dame ist umgeben von Objekten der Gelehrsamkeit. Die Vase (huagu 花觚 oder zun 尊) zu ihrer Linken mit der charakteristischen Craquelé-Glasur (bing liewen 冰裂纹) stammt wohl aus Ruzhou in der Provinz Henan und enthält eine Papierrolle, einen Staubwedel und ein Ehrenzepter (ruyi) in Form eines Ganoderma-Pilzes. Der gleiche Baumpilz (lingzhi 灵芝) findet sich als Verzierung oben auf der Papageienschaukel. Aufgrund seiner Heilkraft gilt er als Symbol der Langlebigkeit. Zur Rechten der Dame befinden sich die „Vier Schätze des Studierzimmers“ (wenfang sibao 文房四宝): Schreibpinsel, Papier, Tuschestein und Tuschereibstein. Die grüne Vase im Hintergrund enthält Päonien und Magnolien, Symbole für Wohlstand/Erfolg und Schönheit/Eleganz.
Der Holzschnitt zeigt europäischen Einfluss, etwa im angedeuteten Schattenwurf durch die Tischplatte (über den Knien und über dem Tischbein) oder in der Rundung der Vase. Es handelt sich um einen sogenannten Gusu- (alter Name für Suzhou) Holzschnitt in westlichem Stil. In China wurden Bildnisse Schöner Damen in Form von Rollbildern gerne zu Neujahr anlässlich des Frühlingsfestes aufgehängt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden sie auch für ein europäisches Publikum attraktiv. Die Montierung auf Leinwand deutet auf die westliche Nutzung als Wandverkleidung, bei der mehrere solcher Bildnisse gerahmt und in eine flächendeckende Wandverkleidung eingepasst wurden. Entsprechende Ausstattungen haben sich in einigen Schlössern erhalten (Anm. 1). Auch zahlreiche einzelne oder abmontierte Drucke finden sich in unterschiedlichen Sammlungen (Anm. 2).

(1) So z. B. im sächsischen Schloss Lichtenwalde, in der Badenburg von Schloss Nymphenburg oder im österreichischen Schloss Esterházy in Eisenstadt.
(2) Schloss Wilhelmshöhe, Kassel; Château de Filières, Gommerville, Frankreich; Muban Educational Trust, London; Umi-Mori Art Museum, Hiroshima, Japan."
(© Anita Xiaoming Wang / Cordula Bischoff 05.04.2016)
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Signatur, Bezeichnung, Inschriften
verso bez. in Rot: "No. 42"; Klebezettel "Sinica XXXII"
La Chine. Die China-Sammlung des 18. Jahrhunderts im Dresdner Kupferstich-Kabinett, Ausst.-Kat. Dresden, Kupferstich-Kabinett, hg. von Cordula Bischoff und Petra Kuhlmann-Hodick, Dresden 2021, S. 148 f, Nr. Kat. 18

Alter Bestand, erworben vor 1738 (Heucher-Inventar, Cat. 1, S. 159, Nr. 42 - versehentlich nicht angegeben)

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