Die Form dieser Deckelvase wie auch das grundlegende Dekorprinzip eines farbigen Fonds mit bunten Landschaftsmotiven in hochovalen, an den Schmalseiten geschweiften Reserven geht auf ein chinesisches Vorbild in der Sammlung Augusts des Starken zurück, das sich nicht in Dresden erhalten hat. Der König selbst hatte im Frühjahr 1730 unmittelbare Kopien der chinesischen Deckeltöpfe in Meissen bestellt. Sie sollten seinen Bestand ostasiatischer Originale im Japanischen Palais komplettieren, um eine Aufstellung in symmetrischen Wandarrangements zu ermöglichen (vgl. PE 1336). Demgegenüber stellt diese gelbe Urne eine recht freie Variation des chinesischen Vorbilds dar. An die Stelle eines unterglasurblauen Fonds mit goldenen Blumenranken tritt hier ein auf die Glasur aufgetragener und eingebrannter gelber Fond. Die ornamental eingefassten Reserven wiederum zeigen Motive, die in Meissen um 1730 im Auftrag des französischen Händlers Rodolphe Lemaire nach japanischen Originalen im Kakiemon-Stil kopiert und auf verschiedenste Gefäßformen übertragen worden waren (vgl. PE 1384). Doch auch diese freie Meissener Adaption des ostasiatischen Vorbilds war für den König bestimmt, wie das unterglasurblaue Augustus Rex-Monogramm auf der Unterseite belegt. Das Stück weist keine Palaisnummer auf, kann aber aufgrund der Beschreibung und seiner Größe einem Eintrag im Inventar der historischen Sammlung Augusts des Starken und Augusts III. im Japanischen Palais zugeordnet werden. (Julia Weber, 2021)