Im März 1744 vermerkte der Modellmeister der Porzellan-Manufaktur Meissen, Johann Joachim Kaendler (1706 - 1768), in seinen Arbeitsberichten folgendes: „Eine Bettel Frau nebst 2. Kindern, Wie solche in Franckreich zu gehen pflegen, gehöriger Maßen zerschnitten und Zum abformen Zu bereitet, Welche neben dem dergleichen Bettelmann zu stehen kömmet.“ (Pietsch 2002, S. 101)

Er nahm sich für seinen Entwurf zu dieser Figurengruppe die Radierung „Croißés tendres Enfans, [...]“ (Kupferstich-Kabinett Dresden, Inv. Nr. 61846) als Vorlage. Jaquces Dumont (1701 - 1781) hatte diese Radierung nach einem Gemälde von sich begonnen, Jean Daullé (1703 - 1763) vollendete sie 1739.

Die Modelleure hielten sich selten streng an eine grafische Vorlage. So hat Kaendler die einfache und zerrissene Kleidung der Bettlerin und ihrer Kinder abgewandelt. Mutter und Bube tragen ordentliche, pelzverbrämte Kleider. Die Radierung zeigt die Gruppe in einer kargen, winterlichen Gebirgslandschaft. Kaendler hingegen stellt seine Figuren auf einen flachen Sockel, der mit Blättern und Blüten belegt ist. Jedoch hat er die innige Beziehung der drei Figuren zueinander, ihre Gestik und Mimik, ganz von der Grafik übernommen.
(Anette Loesch, 2011)