Nachdem in China bereits seit mehr als dreihundert Jahren erfolgreich Porzellan für den internationalen Markt produziert wurde, markiert das Jahr 1610 den Beginn seiner Herstellung im Norden Kyushus in Japan. Verschiedene Faktoren, darunter auch die zunehmend angespannte Situation in China, führten zur Fertigung dieses begehrten Luxusproduktes, das zunächst nur für eine japanische Klientel geschaffen wurde. Den Porzellanwerkstätten in Arita gelang es jedoch in kürzester Zeit, den Bedürfnissen eines weltweiten Marktes nachzukommen. Die Niederländische Ostindien-Kompanie, die im Zuge der sogenannten Landesabschließung des Inselstaates von den 1630er-Jahren bis 1854 als einziger europäischer Handelspartner zurückblieb, beeinflusste dabei maßgeblich die Entwicklung japanischen Exportporzellans.
Der vielschichtige und komplexe Austausch von Formen und Dekors spiegelt sich auch in dieser oktogonalen Schale wider. Das in zehn Felder unterteilte, unterglasurblaue Dekor aus stilisierten Pflanzen, zwei Figuren mit Schirm sowie einem Phoenix und Drachen, die mit flammendem Juwel dargestellt sind, lehnt sich an chinesisches Porzellan der Übergangszeit zwischen Ming- und Qing-Dynastie (1620−1682) an. Japanische Darstellungsmodi zeigen sich in der oktogonalen Gefäßform und in dem spontan und leicht asymmetrisch ausgeführten Dekor im Spiegel der Schale, der eine Landschaft mit Pavillon zeigt. Im Dresdner Inventar von 1721, in dem keine Differenzierung zwischen japanischem und chinesischem Porzellan vorgenommen wurde, erscheint die Schale in der Gruppe des „Blau und Weiß-OstIndisch-Porcelain“.
Ausstellungstext zu „Die Dinge des Lebens“, Residenzschloss 2014.