Eine konische Schale mit kleinem, abgesetzten Standring besitzt eine steile Wandung und einen leicht nach außen geschwungenen Mündungsrand. Ihre unregelmäßige Höhe entstand durch eine freie Formgebung auf der Drehscheibe. Die Oberfläche ist bis zur Mitte mit der sogenannten haikatsugi 灰被ぎ („mit Asche bedeckt“)-Glasur überzogen, in der Eisenoxid eine umlaufende dunkelbraune Maserung am Mündungsrand erzeugt. Aufgrund ihres hohen Flussmittelgehalts verdickt sich Glasur zum Fuß hin. Am unglasierten unteren Teil ist der feinkörnige, dunkelgrau-braune Scherben erkennbar. An der Innen- und Außenwandung finden sich einzelne reparierte Bruchlinien, die mit Goldlack repariert sind. Derartige „Tenmoku 天目“-Schalen, die sich am klassischen Typ song-zeitlicher Jian-Ware (chin. Jian yao 建窯) anlehnen, nahmen seit dem 12. Jahrhundert eine große Rolle in der japan ischen Teekultur ein. In derartigen braun glasierten Schalen wurde in den Klöstern des Chan-Buddhismus Tee mit hellem Schaum zubereitet. Wegen des optimalen ästhetischen Farbkontrastes galten sie als eines der wichtigsten Teeutensilien für Teezusammenkünfte.

Das Gefäß gehörte zur Privatsammlung von Arzt und Sammler Oscar Rücker-Embden (1865–1938), der einen großen Teil vermutlich während seines Aufenthaltes in China zwischen 1913 und 1914 erworben hat. Mit anderen chinesischen und koreanischen Frühkeramiken gelangte diese Schale 1926 durch Ankauf des damaligen Museumsdirektors Ernst Albert Zimmermann (1866–1940) an das Museum. (Sojin Baik, 2023)