Der einzige Schmuck der im Model geformten weißen Schale ist ein flaches Relief von Blättern, welches vom Rand des glatten Spiegels ausgehend sich radial fächerförmig entfaltet. Der äußere Rand ist zwölffach fein gebogt. Der leicht gelblich weiße Scherben zeigt noch nicht das reine, strahlende Weiß späteren japanischen Porzellans. Kleinere Unreinheiten des Scherbens sind beim Brennen durch die Glasur geschlagen und bilden kleine dunkle Flecken. Die innerhalb der Vertiefungen zusammengelaufene Glasur zeigt eine leicht hellblau-türkise Tönung.
Im Gegensatz zu China und Europa ist in Japan weißes Porzellan ohne Bemalung nicht sehr häufig. Man zog blau-weißes oder polychrom bemaltes Porzellan vor. Weißes Porzellan wurde sowohl für den japanischen Markt als auch für den Export hergestellt. Für den nahöstlichen Markt ist beispielsweise in den Ladelisten der Vereenigden Oostindischen Compagnie (VOC) die Lieferung von 5000 weißen Kaffeeschälchen nach Mocha auf der Arabischen Halbinsel und im Jahr 1678 von 50 weißen Apothekenflaschen nach Batavia, heutiges Jijkarta, Sitz der VOC, dokumentiert.
Die Dresdner Sammlung besitzt neben der Schale mit Blattrelief noch einen weiteren Schalentypus aus rein weißem Porzellan mit Reliefdekor am Rand. Wie die Schale mit Blattrelief wurde auch sie in Meissen um 1715 imitiert. Als weitere Beispiele weißen japanischen Porzellans befinden sich in der Sammlung zwei Schalen mit durchbrochenem Rand und einem kaum erkennbaren, eingeritzten Drachendekor im Spiegel. Schalen dieser Art wurden auch im Kakiemon-Stil bemalt. Die weißen japanischen Porzellane tragen alte Inventarnummern, wurden jedoch nicht als japanisch, sondern als "Weiß Chinesich“ inventarisiert.
(Aus: La maladie de porcelaine, Ostasiatisches Porzellan aus der Sammlung August des Starken, Leipzig 2001, S. 134)