Das kursächsische Wappen auf der Vorderseite des Bechers bezieht sich auf Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, genannt August den Starken, den Auftraggeber des Stückes. Die eingeschnittenen Motive und Inschriften verweisen auf historische Ereignisse, in deren Zusammenhang der Becher zu sehen ist. Die gegenüber liegende Seite des kostbaren Gefäßes zeigt ein steinernes Denkmal, auf dem in zwei Wappenschilden die sächsischen Kurschwerter und das Hannoveraner Pferd unterhalb des kaiserlichen Doppeladlers angebracht sind. An der Spitze des Monuments befindet sich ein aufgeschlagenes Buch mit dem Wort "BIBLIA", an der Bais trägt das Datum 1551. Links und rechts des Denkmals erscheint der Spruch "Raine Lehr / Käsers Ehr / Hauß Sachßen / Glück und Wehr", während auf einem zentralen Medaillon die Inschrift "Verge nun und nimmermehr" auftaucht. Der Dekor erinnert an die Kämpfe von Verden, die Moritz von Sachsen mit Unterstützung Herzog Heinrichs von Braunschweig für sich entscheiden konnte und mit einem Abkommen am 7. Januar 1551 beendete.
Alles deutet darauf hin, dass der Goldrubinbecher an diese erfolgreiche Allianz zwischen Wettinern und Welfen im Jahr 1551 gemahnen sollte. So gelang es August dem Starken, der im Nordischen Krieg stark in Bedrängnis geraten war, 1715 in Berlin einen Allianzvertrag mit Kurhannover zu schließen. Mit Kurfürst Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg, der seit 1714 als Georg I. König von England geworden war, hatte August der Starke einen wichtigen Verbündeten gegen Schweden gewonnen. Sehr wahrscheinlich gelangte das edle Behältnis in diesem Zusammenhang als diplomatisches Geschenk an den neuen Alliierten.
Der Goldrubinbecher wurde 2012 durch die Freunde des Grünen Gewölbes e.V. für die Sammlung erworben.