Diese Beinschnitzerei zeigt ein Boot mit Fischer und Fang. Das Boot wurde aus einem längs geteilten Zahn gefertig und der im Vorderteil des Bootes liegende Fang (ein großer Fisch) aus dem Material herausgearbeitet. Die Figur des Fischers wurde aus einem gesonderten Beinstück geschnitzt und mittels Zapfen auf das Boot aufgesteckt. Die Verleimung stammt vmtl. vom Sammler. Der Fischer trägt in den Händen eine Keule (ebenfalls aus Bein), die durch eine Bohrung in den Händen gesteckt wird. Laut Sammlerangabe stammt das Objekt aus Indonesien. In den Archivalien wird jedoch die Herkunft mit Tonga (Ozeanien, Polynesien) angegeben. Das Stück gelangte durch Schenkung von Vigo L. Glaß im Jahr 2000 in den Besitz des Völkerkundemuseums Herrnhut. Glaß hat sich aus beruflichen Gründen drei Jahrzehnte (1955-1984) im Ausland aufgehalten. Sein großes Interesse an den jeweiligen Lokalkulturen bewog ihn zum Aufbau einer Sammlung, die Kunst und kunsthandwerkliche Arbeiten umfasst. Für den Sammler waren diese Kulturzeugnisse mehr als Reiseandenken aus jenen Ländern, in denen er vornehmlich im Auftrag der Europäischen Gemeinschaft tätig geworden war. Sie ermöglichten ihm den Zugang zu anderen kulturellen Traditionen als Grundlage zum Verständnis der Menschen, die er beruflich und privat kennenlernte. Glaß hielt sich von 1976-1978 als Delegierter der EG für Polynesien in Fidschi (Polynesien, Südpazifik) auf und könnte das Objekt während dieser Zeit erworben oder geschenkt bekommen haben. Auch besteht die Möglichkeit der Sammlung während seines beruflichen Aufenthalts als Beauftragter einer niederländischen Baugesellschaft in Indonesien in der Zeit von 1955-1959. Nähere Informationen zu den Erwerbsumständen liegen nicht vor.