Ein Wurfpfeil mit hözernem Zwischenstück und birnenförmiger Spitze (vermutlich aus Wachs oder Holz mit Wachsüberzug)
Wurfpfeile sind Kriegswaffen, die mit dem Wurfbrett (auch als Speerschleuder bekannt) geschleudert werden. Das Brett verleiht dem Werfer ein zusätzliches Gelenk und somit mehr Hebelwirkung und Schusskraft. Die meisten Wurfpfeile Amazoniens hatten stumpfe Spitzen aus Holz, Stein oder Wachs – sie sollten nicht in den Körper eindringen und Schnittwunden reißen, sondern Knochen zerschlagen. Im dichten Wald ist diese Waffenart schneller handzuhaben als Pfeil und Bogen. Allerdings kann man die Kraft nicht gut nach oben richten, so dass sich der Wurfpfeil als Jagdwaffe (auf Tiere im Baumwipfel) nicht eignet.
Die Trumaí (Ho kod ke) leben am oberen Xingu. Obwohl sie mit den anderen indigenen Gruppen der Region eine kulturelle Einheit bilden, gehört ihre Sprache keiner der vier großen Sprachgruppen Brasiliens an und gilt als isoliert und gefährdet. Die Trumaí sind als eine der letzten Ethnien im 19. Jh. ins Xingu-Quellgebiet eingewandert. Wie bei ihren Nachbarn basiert ihre Wirtschaft auf Pflanzstock-Bodenbau und Fischfang. Vor dem regelmäßigen Kontakt mit Europäern waren sie ein wichtiger regionaler Handelspartner für Steinbeile. Zudem gelten sie als Ursprung der mittlerweile stammesübergreifend verbreiteten yawari (jawari)-Zeremonie. Hierbei finden zu Ehren getöteter Krieger u.a. Schauwettkämpfe statt. Um 2020 lebten etwa 250 Trumaí in drei Dörfern im Xingu-Schutzgebiet.
Herrmann August Meyer (1871-1932) entstammte einer erfolgreichen Leipziger Verlegerfamilie. Nach dem Studium organisierte er Expeditionen ins Gebiet des Xingú in Brasilien (1895/96 und 1898/99). Meyer gilt als besonderer Unterstützer des Leipziger Museums, zumal er dem Museum den Großteil seiner etwa 4000 Objekte umfassenden ethnografischen Sammlung schenkte. Davon sind heute noch ca. 1500 Objekte vorhanden. (MVL, Frank Usbeck, 31.03.2022)